Bad Feilnbach — Wie häufig sind Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) und wie hoch ist der Anteil von Infektionen ohne Krankheitssymptome? Diese und weitere Fragen will das Robert Koch-Institut (RKI) mit der Studie „Corona-Monitoring lokal“ beantworten. Dazu testet das RKI Menschen in sogenannten Hotspots. Bad Feilnbach ist eine von vier besonders stark durch SARS-CoV-2 betroffene Kommunen in Deutschland. In der über 8.200 Bürger zählenden Gemeinde im Landkreis Rosenheim hat das RKI vom 23. Juni bis zum 4. Juli insgesamt 2.100 ausgewählte Erwachsene in rollenden Laboratorien untersucht. Mit ersten Ergebnissen ist in vier Wochen zu rechnen.
Rund vier von fünf Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) verlaufen milde, teilweise symptomfrei. Doch manchmal verursacht SARS-CoV-2 eine COVID-19-Lungenentzündung. Landkreis und kreisfreie Stadt Rosenheim zählen deutschlandweit zu den regionalen Hotspots der Corona-Pandemie. Mit Stand vom 2. Juli waren insgesamt 2.814 COVID-19-Fälle registriert (Stadt: 524, Landkreis: 2.290). Von diesen waren 2.432 Personen genesen und 218 Personen verstorben. Von den Verstorbenen waren sieben Personen unter 60 Jahre, 147 über 80 Jahre alt. Stationär behandelt wurden in Stadt und Landkreis Rosenheim vier COVID-19-Patienten, jedoch niemand auf einer Intensivstation. Die 7-Tage-Inzidenz, also die Fallzahl pro 100.000 Einwohner während der letzten sieben Tage, lag mit Stand vom 3. Juli für die Stadt Rosenheim bei 9,48, für den Landkreis Rosenheim bei 1,15.
Für Bad Feilnbach notierte das Landratsamt Rosenheim 159 Fälle, darunter 128 Genesene. In dieser Gemeinde untersuchte das Robert Koch-Institut (RKI) zwei Wochen lang, wie verbreitet SARS-CoV-2 vor Ort tatsächlich ist. Dazu wurden im Rahmen der Studie „Corona-Monitoring lokal“ nach den Vorgaben des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) sowie der europäischen Datenschutzgrundverordnung (EU-DSVGO) rund 2.100 Erwachsene getestet. Die Probanden waren mittels Zufallsverfahren über das Einwohnermeldeamt ausgewählt und schriftlich eingeladen worden. Ihre Teilnahme war freiwillig. Zur Untersuchung gehörten ein Rachenabstrich, eine Blutentnahme und eine Befragung, etwa zu klinischen Symptomen, Vorerkrankungen und Gesundheitsverhalten.
Die Studie soll klären, wie viele Menschen bereits Antikörper gegen das neuartige Coronavirus gebildet haben, wie hoch der Anteil der COVID-19-Infektionen ohne Krankheitssymptome ist, welche Menschen häufiger von einer Lungenentzündung betroffen sind und wie oft die Erkrankung so schwer verläuft, dass Menschen im Krankenhaus oder auf einer Intensivstation behandelt werden müssen. Beantwortet werden soll zudem, wie die bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu bewerten sind. Bei einem Hinweis auf eine bestehende Infetion mit SARS-CoV-2 werden die Betroffenen umgehend informiert. Die anderen Teinehmer erhalten die Testergebnisse innerhalb von vier Wochen per Post.
Indes appelliert der Leiter des Gesundheitsamtes Rosenheim, Dr. Wolfgang Hierl, weiterhin die sogenannten „AHA-Regeln“ einzuhalten: das Abstandsgebot von mindestens 1,50 Metern, die Hygienemaßnahmen mit Husten- und Niesregeln sowie regelmäßigem Händewaschen und das Verwenden von Alltagsmasken. Hierl empfiehlt überdies, die staatliche „Corona-Warn-App“ auf Smartphone/iPhone zu installieren und zu verwenden: „Die App ist ein wichtiger Baustein einer Gesamtstrategie zur Bekämpfung der Pandemie“, sagt der Allgemeinmediziner. Denn trotz sinkender Fallzahlen sei die Corona-Pandemie „noch lange nicht überstanden“. Solange kein Impfstoff verfügbar sei, könne eine neue Infektionswelle nicht ausgeschlossen werden, mahnt Hierl. Die seit dem 15. Juni verfügbare Tracing-App ist mit Stand vom 3. Juli rund 14,6 Millionen Mal heruntergeladen worden. Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sind darüber bis dato 300 COVID-19-Infektionen gemeldet worden. Das Gesundheitsamt Rosenheim verzeichnete bislang keine solche Meldung.
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