Vorbei sind die Zeiten, als Familienpolitik als „Gedöns“ abgetan wurde. Längst hat auch die Wirtschaft erkannt, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein wichtiges Kriterium im Wettbewerb um Fachkräfte ist – besonders im ländlichen Raum. Schließlich müssen hier die Unternehmen dem Sog in die Ballungszentren entgegen wirken. Und zwar nicht nur die großen, weltweit agierenden Unternehmen, sondern auch die kleinen und mittelständischen Betriebe vor Ort.
Christoph Vetter, Schreinermeister aus Waldkraiburg, hat das längst erkannt. Er ist einer von insgesamt 14 Unternehmen und Einrichtungen, die nun im Rahmen einer offiziellen Urkundenübergabe durch Landrat Georg Huber und den Amtschef im Bayerischen Arbeits- und Familienministerium, Michael Höhenberger, Mitglied im Familienpakt Bayern wurden. Mit seiner Beteiligung möchte Vetter bewusst ein Zeichen setzen, dass auch Betriebe mit wenigen Mitarbeitern, die noch dazu auch auf Montage müssen, familienfreundlich sein können. „Wir haben ein Zeitarbeitskonto eingeführt. Wir verstehen uns als Team: Hat jemand familiäre Verpflichtungen, fangen es die Kollegen auf und umgekehrt“, so der Schreinermeister über seine familienfreundliche Firmenphilosophie. Als schöne Geste ist in der Schreinerei Vetter auch geplant, dass in Zukunft die Auszubildenden die Kinderzimmermöbel für den Nachwuchs der Mitarbeiter anfertigen.
Für Amtschef Höhenberger steht außer Frage, dass Familienfreundlichkeit ein Wettbewerbsvorteil ist: „Viele Fachkräfte achten bei der Suche nach dem richtigen Arbeitgeber auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Betriebe, die das erkennen und umsetzen, haben bei der Suche nach qualifiziertem Nachwuchs die Nase vorn. Damit Familienfreundlichkeit gelingt, unterstützen wir Unternehmen mit dem Familienpakt Bayern.“ Die Unternehmen aus dem Landkreis Mühldorf zeigten, dass Familienfreundlichkeit nicht von der Größe oder der Art des Betriebes abhinge: „Individuelle Lösungen sind in jedem Betrieb möglich.“
Das bestätigt auch die Projektleiterin der Servicestelle Familienpakt Bayern, Teresa Erben: Längst sei nicht mehr allein das Gehalt ausschlaggebend, sich für eine bestimmte Stelle zu entscheiden, sondern auch die Frage, wie sich in einem Unternehmen Beruf und Familie vereinbaren lassen. Sie betont dabei auch, dass die Vermarktung nach außen und der gegenseitige Austausch und die Vernetzung untereinander sehr wichtig seien. Hier könne man gegenseitig von Ideen und Maßnahmen profitieren.
Landrat Huber will das Netzwerk ausbauen und intensivieren. Das Landratsamt Mühldorf am Inn ist zudem als Arbeitgeber Mitglied im Familienpakt Bayern. „Schließlich sind auch wir auf qualifiziertes Personal angewiesen, um die Dienstleistung für die Bürgerinnen und Bürger bieten zu können“, so Huber. Große Chancen in diesem Bereich sieht er auch in der fortschreitenden Digitalisierung.
Die Servicestelle Familienpakt Bayern unterstützt die bayerische Wirtschaft sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mehr Information zur Servicestelle, zu den einzelnen Maßnahmen aber auch für neue Interessenten ist online abrufbar unter famillienpakt-bayern.de. Ansprechpartnerin im Landratsamt ist die Kreis- und Regionalentwicklung, Anita Höpfinger, Rufnummer 0 86 31/69 97 98, E-Mail anita.hoepfinger@lra-mue.de.
Diese Unternehmen und Einrichtungen im Familienpakt-Netzwerk haben eine Urkunde erhalten:
– Bauer Elektroanlagen Süd GmbH & Co. KG
– Horn Klima- und Kältetechnik GmbH
– Kliniken des Landkreises Mühldorf am Inn
– Landratsamt Mühldorf am Inn
– Nitrochemie Aschau GmbH
– Otto Dunkel/ODU GmbH & Co. KG
– Private Wirtschaftsschule Gester Schulbetriebs-GmbH
– Schnürer & Company GmbH
– Schreinerei Meyer
– Schreinerei Christoph Vetter
– Stiftung Ecksberg, Träger sozialer Einrichtungen und Dienste
– ZF TRW Airbag Systems GmbH
– Zimmerei-Holzbau Kamhuber
– F. Linster & Co. GmbH und BOWA GmbH.