Landwirtschaftsministerin Kaniber wirbt für „grüne Berufe“ – Prentl: „Ausbilden ist alternativlos“
Besuch im Vorzeigebetrieb Prentl: Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (M.) informiert sich bei den Betriebsinhabern Christian Prentl (l.) und Maximilian Prentl (r.) über Aus- und Weiterbildung im Gartenbau und bei den Auszubildenden Agnes Huber (2.v.l.) und Eva Sanftl. Foto: Olaf Konstantin Krueger
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Landwirtschaftsministerin Kaniber wirbt für „grüne Berufe“ – Prentl: „Ausbilden ist alternativlos“

Rosenheim — „Der Beruf Gärtner ist ein Beruf voller Leben und die duale Ausbildung in unseren Fachbetrieben bildet ein gutes Fundament für das spätere Berufsleben – mit hervorragenden Entwicklungsmöglichkeiten“, resümiert Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber beim Besuch der Maximilian und Christian Prentl Gartenbau GbR in Rosenheim. Der Gartenbaubetrieb bildet seit über 40 Jahren Floristen und Gärtner aus. Im Rahmen der bayernweiten „Woche der Aus- und Weiterbildung“ informierte sich die Staatsministerin bei ihrer Betriebsbesichtigung über die dortige Aus- und Weiterbildung sowie die Berufsaussichten in der Gartenbaubranche. Jung-Gesellin Agnes Huber und Auszubildende Eva Sanftl veranschaulichten ihr, wie Balkonblumen fachmännisch getopft und für die kommende Beet- und Balkonsaison kultiviert werden.

„Ohne Nachwuchs stirbt ein Betrieb“, mahnt Cristian Prentl, Juniorchef der Maximilian und Christian Prentl Gartenbau GbR und Ausbildungsausschussvorsitzender des Bayerischen Gärtnerei-Verbands e. V. (BGV). „Grüne Berufe“ wie Fischwirt, Forstwirt, Gärtner, Landwirt, Pflanzentechnologe, Pferdewirt, Revierjäger oder Winzer konkurrierten zwar mit einer Vielzahl anderer und teils besser bezahlter Berufe. Doch ihre berufliche Aus- und Weiterbildung sei vielfältig und biete auch in der Corona-Krise hervorragende Chancen und Möglichkeiten.

Prentl Gartenbau beschäftigt selbst zwei Gärtnermeister, zwei Gärtner, zwei Gärtner-Aushilfen und eine Auszubildende. Der Familienbetrieb im Rosenheimer Stadtteil Fürstätt wurde 1932 von Großvater Max Prentl gegründet und hat heute einschließlich Hochglasfläche und Folienhaus eine Betriebsgröße von 18.000 Quadratmetern. Fachsparten: Einzelhandelsgärtnerei, Friedhofsgärtnerei, Gemüsebau, Blumenfachgeschäft und Zierpflanzenbau. Zu seinen Dienstleistungen zählen Abhol- und Lieferservice, Kübelpflanzenüberwinterung, vorgepflanzte Balkonkästen, Dekoration, Grabneuanlage, Pflanzenverleih, Trauerbinderei und Dauergrabpflege. Hauptkulturen sind Beet- und Balkonpflanzen, Primeln, Viola, Ranunkeln, Cyclamen, Chrysanthemen, Sommerflor, Blumenzwiebeltreiberei, Stämmchen-Kultur und Kübelpflanzen-Überwinterung. Er ist anerkannter Ausbildungsbetrieb und für die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, MdL (CSU), ein Vorzeigebetrieb.

Berufsaussichten im Gartenbau

In der „Woche der Aus- und Weiterbildung“, die von der 2014 initiierten „Allianz für starke Berufsbildung in Bayern“ veranstaltet wird, werden gemeinsam mit Unternehmen aus der Region ausbildungsfähige und -willigen Jugendliche angesprochen und über das breite Spektrum einer dualen Ausbildung informiert. Zur Allianz gehören die Bayerischen Staatsministerien für Familie, Arbeit und Soziales, für Unterricht und Kultus, für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, der Bayerischer Handwerkstag e. V. (BHT), der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) e. V., der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. und die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit (BA). Obwohl die duale Ausbildung ein gutes Fundament für das spätere Berufsleben biete, werde es laut Kaniber wegen der „Überbewertung der akademischen Ausbildung von Bachelor und Master“ immer schwieriger, motivierte Auszubildende und geeignete Fachkräfte zu finden. Da von den mehr als fünftausend bayerischen Auszubildenden in „grünen Berufen“ über zweitausend im Gartenbau tätig sind, widmet sich die Staatsministerin bei ihrer Betriebsbesichtigung gezielt der Ausbildung im Gartenbau. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Gartenbau ist letztes Jahr noch angestiegen, obwohl die Corona-bedingten Infektionsschutzmaßnahmen keine Berufsbildungsmessen und kaum Praktika zuließen: Im Herbst 2020 waren 819 Berufsanfänger im Gartenbau beschäftigt, rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Damit liegt deren Zahl noch über jener in der Landwirtschaft mit 703 neuen Ausbildungsverhältnissen. Besonders gefragt ist die Sparte Garten- und Landschaftbau, hat sie doch mit 578 die meisten Auszubildenden, gefolgt von 129 in der Sparte Zierpflanzen – für Kaniber ein „ermutigendes Signal“.

Sorge bereitet der Staatsministerin allerdings die geringe Zahl der Weiterbildungen nach dem Berufsabschluss: Während sie im Gartenbau 25 Prozent betrage, liege sie in der Landwirtschaft bei 75 Prozent. Gartenbau müsse deshalb als zukunftsorientierte, fortschrittliche Branche wahrgenommen werden. Kommunikation und Nachwuchswerbung sollten wie bei Prentl Gartenbau Chefsache sein. Christian Prentl sieht den Beruf zudem im Wandel – weg von der Vorstellung vom „Gärtner in Latzhose mit Strohhut und Gießkanne“, hin zur Fachkraft für ökologischen, ressourcenschonenden Anbau unter Einschluss der Digitalisierung, beispielsweise bei der Gewächshausautomation. Prentls Jung-Gesellin Agnes Huber hat ihr Ziel indes schon vor Augen: Meisterin mit eigener Gärtnerei. Und Eva Sanftl, Auszubildende im dritten Lehrjahr, ist vom praxisorientierten Beruf begeistert: „Man sieht, was man geschaffen hat.“

Mehr Information ist online abrufbar unter stmelf.bayern.de, ausbildungswochen.bayern und garten-prentl.de.

Dr. Olaf Konstantin Krueger

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