„Notmaßnahmen“ zum Umgang mit akutem Lehrkräftemangel
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„Notmaßnahmen“ zum Umgang mit akutem Lehrkräftemangel

Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) hat gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz zeitlich befristete „Notmaßnahmen“ zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel vorgestellt. Danach hat der Lehrkräftemangel demografische Ursachen und ist Teil des allgemeinen Fachkräftemangels, weshalb es künftig kaum möglich sein werde, genügend Lehrkräfte auszubilden. Die SWK empfiehlt daher, das Potenzial qualifizierter Lehrkräfte auszuschöpfen, Lehrkräfte im Ruhestand einzusetzen, sie von Aufgaben jenseits des Unterrichts zu entlasten, aber auch den Lehrkräftebedarf teils zu senken, etwa durch mehr Hybridunterricht. Langfristig seien neue Formen der Unterrichtsorganisation und der Ausbildung sowie die Gewinnung von Lehrkräften notwendig. Der Bayerische Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo sieht zwar den Kurs der Staatsregierung bestätigt, lehnt Hybridunterricht jedoch ab.

Die „Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK)“ ist ein unabhängiges wissenschaftliches Beratungsgremium der Kultusministerkonferenz (KMK), dem 16 Bildungsforscher aus unterschiedlichen Disziplinen angehören. Die SWK berät die Länder zu bildungspolitischen Fragen und nimmt dabei eine interdisziplinäre, längerfristige und systemische Perspektive ein. Eine Kurz-Stellungnahme der SWK will nun aus wissenschaftlicher Sicht Möglichkeiten aufzeigen, wie dem akuten bundesweiten Lehrkräftemangel kurz- und mittelfristig begegnet werden könnte.

„Die aktuelle Situation ist besorgniserregend“, erklärt Prof. Dr. Felicitas Thiel, Professorin für Schulpädagogik und Schulentwicklungsforschung an der Freien Universität Berlin und Co-Vorsitzende der SWK. Immer mehr Kinder erreichten am Ende der vierten Jahrgangsstufe nicht mehr die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik. Der Lehrkräftemangel verschärfe die Situation. In manchen Regionen sei die Unterrichtsversorgung nicht mehr sichergestellt und die Qualität des Unterrichts leide. So empfiehlt die SWK zusammengefasst: Teilzeitarbeit begrenzen, Lehrkräften im Ruhestand einsetzen, Lehrkräfte von Aufgaben entlasten, Klassengrößen an weiterführenden Schulen ausschöpfen und flexibilisieren, Hybridunterricht und Selbstlernzeiten in der Oberstufe ausweiten.

Dies bedeute konkret: Beschäftigungsreserven bei qualifizierten Lehrkräften erschließen, Gymnasiallehrkräften für andere Schulformen weiterqualifizieren und in Mangelfächern nachqualifizieren, qualifizierte Lehrkräfte durch Studierende und andere, formal nicht (vollständig) qualifizierte Personen entlasten, Wissensvermittlung durch Hybridunterricht flexibilisieren und Selbstlernzeiten erhöhen, Gesundheit vorbeugend fördern sowie Modelle des Quer- und Seiteneinstiegs aufnehmen, bewerten und weiterentwickeln.

SWK-Empfehlungen bestätigten Bayerns Kurs

Der Bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Michael Piazolo, MdL (FW), sieht hierin den Kurs der Staatsregierung grundsätzlich bestätigt. Der Freistaat habe bereits 2015 erste Maßnahmen zur Sicherung der Unterrichtsversorgung vor allem an den Grund- und Mittelschulen mit der sogenannten Zweitqualifikation von Gymnasial- und Realschullehrkräften für das Lehramt an Grund-, Mittel- oder Förderschulen eingeleitet. Mittlerweile hätten 3.500 Teilnehmer diese Maßnahme mit Erfolg abgeschlossen. Pensionisten, die sich für eine Rückkehr in den aktiven Dienst entscheiden, profitierten von einer Anhebung der sogenannten „Hinzuverdienstgrenzen“. Damit könnten diese erfahrenen Lehrkräfte deutlich mehr verdienen als bisher, ohne dass ihnen dies auf ihre Altersbezüge angerechnet werde. Auch dienstrechtliche Maßnahmen seien in Bayern je nach Schulart und Bedarfslage bereits umgesetzt – etwa das Arbeitszeitkonto für Grundschullehrkräfte. Bestätigt sieht sich der Kultusminister auch durch die Empfehlungen zur Entlastung der Schulen respektive Lehrkräfte von Organisations- und Verwaltungsaufgaben: „Der Regierungsentwurf zum Haushalt 2023 sieht zum Beispiel 400 neue Stellen für Verwaltungskräfte vor, die zu den seit 2018 bereits geschaffenen mehr als 350 Stellen hinzukommen“, erläutert Piazolo. „Weitere 21 Millionen Euro stellen wir für Unterrichts- beziehungsweise Schulassistenzen vor allem an den Grund- und Mittelschulen zur Verfügung.“ Damit würden die Schulen im Unterrichtsalltag entlastet. „All dies zeigt: Wir haben die Herausforderungen in Bayern längst erkannt – und gehen sie gezielt an“, so Piazolo.

Absage an Hybridunterricht

Obschon die Empfehlungen beispielhaft die Bandbreite des „Werkzeugkastens“ zur Sicherung der Unterrichtsversorgung zeigten, soll in Bayern aber nicht jede der von der SWK genannten Maßnahmen umgesetzt werden. So solle die Zusammenlegung kleinerer Grundschulstandorte im ländlichen Raum im Flächenland Bayern vermieden werden, denn hier gelte weiterhin: „Kurze Beine – kurze Wege.“ Piazolo ergänzt: „Und auch das, was euphemistisch als ‚Flexibilisierung durch Hybridunterricht und Erhöhung der Selbstlernzeiten‘ bezeichnet wird, steht in Bayern nicht zur Diskussion. Die Pandemie hat nachdrücklich vor Augen geführt, wie wichtig der Präsenzunterricht ist!“

Dr. Olaf Konstantin Krueger

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