„Bar Brothers Team Bavaria“ wird BLSV-Stützpunktverein in Rosenheim: „Street Workout-Team“ pflegt Willkommenskultur
Sportliche Integration von Jugendlichen mit Migrationsgeschichte: Das „Bar Brothers Team Bavaria“ wird zum eingetragenen Verein und Rosenheimer BLSV-Stützpunktverein. Foto: Viktor Rotar

„Bar Brothers Team Bavaria“ wird BLSV-Stützpunktverein in Rosenheim: „Street Workout-Team“ pflegt Willkommenskultur

Schüler der drei Rosenheimer Gymnasien unterstützen seit einem Jahr die Willkommenskultur mit einem eigenen niedrigschwelligen Sportangebot: Unter dem Namen „Bar Brothers Team Bavaria“ trainieren inzwischen 30 einheimische Jugendliche mit rund 60 minderjährigen männlichen Geflüchteten regelmäßig als „Street Workout-Team“. Ziel des Krafttrainings im „Outdoor Gym“ ist die nachhaltige Integration von Einwanderern und sozial schwachen Jugendlichen in die Gesellschaft. Die anstehenden Etappenziele: nach Bad Aibling nun Raubling als dritten Trainingsstandort etablieren und Sponsoren für den Verein „Team Bavaria“ finden.

Über das Programm „Integration durch Sport“ (IDS) des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) in den letzten Monaten zahlreiche Geflüchtete in bestehende Sportangebote der bayerischen Vereine einbezogen. Das Programm zielt darauf ab, den Sport und seine Vereine interkulturell zu öffnen, das Thema Integration in den Strukturen des organisierten Sports zu verankern, Migranten in den Sport aufzunehmen und sie über den Sport in die Gesellschaft zu integrieren. Das Bundesministerium des Innern (BMI) und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) unterstützen das Programm als Zuwendungsgeber und Partner.

Auf der IDS-Jahrestagung Mitte November in München mit dem Titel „Chancen und Grenzen der Integrationsarbeit in Sportvereinen“ stellte sich neben den „Stützpunktvereinen“ auch das „Bar Brothers Team Bavaria“ aus Rosenheim vor: Schüler der Rosenheimer Gymnasien sowie Auszubildende und Studenten trainieren seit dem 27. Januar 2016 wöchentlich vier Mal mit jugendlichen Geflüchteten auf dem „Street Workout-Park“ des Ignaz-Günther-Gymnasiums zum Zwecke deren nachhaltiger gesellschaftlicher Integration.

Kreatives Krafttraining mit eigenem Körpergewicht

Die Trendsportart „Street Workout“ begeistert in den urbanen Stadtvierteln der Großstädte immer mehr Sportenthusiasten: Statt Krafttrainings in beitragspflichtigen Fitnessstudios finden die Kraftübungen kostengünstig ohne Gewichte im „Outdoor Gym“ statt. Als Sportgeräte dienen lediglich Boden und Klimmzugstange, auf Englisch: Bar. So treffen sich etwa jeden zweiten Tag mindestens vier Schüler als „Bar Brothers Team Bavaria“, um mit einer Gruppe von zehn bis 20 jugendlichen Geflüchteten – zumeist unbegleitete minderjährige Ausländer (umA) – zwei Stunden lang zu trainieren.

Derzeit instruiert einmal im Monat ein professioneller Coach die 30 Schüler und rund 60 Jugendlichen mit Fluchtgeschichte der Wohngruppen des Stadtjugendrings und der drei Clearinghäuser „Startklar“: Die Jugendlichen werden an die Lifestyle-Sportart herangeführt, mit den Grundübungen vertraut gemacht und auf eine korrekte Ausführung der Übungen hingewiesen. Alle sechs Wochen führen die Schüler eine Umfrage unter den Trainingsteilnehmern durch, über die jeder Verbesserungsvorschläge einbringen kann. Mittlerweile wollen auch verschiedene professionelle Sportteams in unregelmäßigen Abständen Workshops anbieten. Dem „Bar Brothers Team Bavaria“ zur Seite stehen Studiendirektor Karl-Heinz Brauner vom Ignaz-Günther-Gymnasium und BLSV-Bildungsreferent Benjamin Bellatreche.

Die Stadt Rosenheim ist aktuell für 128 unbegleitete minderjährige Ausländer zuständig. Die drei häufigsten Herkunftsländer sind Afghanistan (18 umA), Somalia (13) und Eritrea (sieben). Das „Street Workout“-Projekt will sowohl der nachhaltigen Integration von jugendlichen Geflüchteten dienen, als auch der gesundheitlichen Förderung der Rosenheimer Jugend. Laut dem 19-jährigen Initiator Alex Rotar verständigt sich das Rosenheimer „Street Workout-Team“ auf Deutsch, selbst wenn die meisten jugendlichen Geflüchteten aus Vorder- und Südasien sowie Nord- und Nordostafrika stammen und erst kürzlich nach Deutschland eingereist sind.

Verein sucht Sponsoren

Das Krafttraining läuft seit dem 26. August auch im Jugendzentrum von Bad Aibling. Raubling ist als dritter Trainingsstandort avisiert. Ihr Integrationsprojekt untermauern die Schüler mit eigener Facebook-Seite, Social-Media-Aktivitäten und Aushängen in den Rosenheimer Jugendtreffs. Die Gründung als eingetragener Verein könnte bis Jahresende formal abgeschlossen sein. Dann wird das „Team Bavaria“ zum BLSV-Stützpunktverein in Rosenheim. Das Angebot wird im Weiteren auf andere Sportarten wie Basketball, speziell „Dunking“, Fußball und „Parcours“ ausgedehnt, zudem schulische Nachhilfe umfassen. Gesucht werden noch Sponsoren. Mehr Information ist online abrufbar unter facebook.com/BarBrothersTeamBavaria oder telefonisch bei Alex Rotar unter Rufnummer 01 52/54 10 36 72.

Olaf Konstantin Krueger

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