“Einheimische Familien stoßen bei der Wohnungssuche oft auf heruntergelassene Rollläden”
Erster Bürgermeister, Simon Frank. Foto: Gemeinde Aschau i. Ch.
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“Einheimische Familien stoßen bei der Wohnungssuche oft auf heruntergelassene Rollläden”

Im Interview gibt Erster Bürgermeister Simon Frank aus Aschau i.Ch. Antworten und Ausblicke:

Welche Neuerungen konnten Sie seit Amtsantritt umsetzen und was steht im zweiten Halbjahr auf der Agenda?
Zu Beginn meiner Amtszeit war wegen der Corona-Pandemie zunächst Krisenmanagement gefragt. In Bereichen der Kinderbetreuung, des Seniorenheims aber auch beim alltäglichen Leben, wie bei der Versorgung von alleinlebenden bzw. gefährdeten Seniorinnen und Senioren mit Dingen des täglichen Bedarfs. Hier haben sich viele freiwillige Helfer zusammengetan und die Versorgung aufrechterhalten! Wenn es hart auf hart kommt, wird zusammengehalten – darauf bin ich sehr stolz! Über die vielen laufenden und geplanten Projekte der Gemeinde konnte ich mir einen Überblick verschaffen. Vieles davon sind sehr spannende Vorhaben. Allerdings sollten wir uns als Kommune wieder stärker auf unsere Pflichtaufgaben konzentrieren. Zur weiteren Planung der herbeigesehnten neuen Sporthalle haben wir eine Steuerungsgruppe eingerichtet und binden die Beteiligten in den Planungsprozess mit ein. Wichtige Informationen und Entscheidungsgrundlagen werden dem Gemeinderatsgremium zur Verfügung gestellt. Auch eine offene, transparente Information der Bürgerinnen und Bürger ist für mich elementar.

Die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie sind besonders in touristischen Gemeinden erheblich. Wie sieht die Finanzplanung der Gemeinde aus? Welche Projekte werden vorrangig bezuschusst?
Ob die finanziellen Einbußen in Tourismusorten stärker sind, als in anderen Orten, kann ich momentan nicht beurteilen. Aktuell verbringen sehr viele Gäste im Bergsteigerdorf Sachrang und in Aschau ihren Urlaub oder einfach nur ein paar Tage zum abspannen. Urlaub in Deutschland und besonders in Bayern boomt – das freut mich sehr. Wir müssen aber dringend zusehen, dass zeitgemäße Unterkünfte zur Verfügung stehen. Auch die Nachfrage nach Wohnmobil-Stellplätzen und Campingmöglichkeiten hat deutlich zugenommen. In der Finanzplanung haben wir Corona-bedingt Mindereinnahmen bei der Gewerbe- und Einkommenssteuer eingeplant. Ob das reicht, wird man sehen. Staatliche Zuschüsse werden nach aktuellem Kenntnisstand vor allem für medizinische und Betreuungs-Einrichtungen gewährt. Allerdings müssen die Einrichtungen auch hier nahezu täglich deren Strategien nachjustieren.

Ein wichtiges Thema ist, wie man aktuell miterleben konnte, der Hochwasserschutz. Wie weit sind die Baumaßnahmen zur Eindämmung des Hochwassers am Lochbach und an der Prien bei Grattenbach vorangeschritten?
Zuständig ist zunächst das Wasserwirtschaftsamt (WWA). Es gibt insbesondere im Bereich des Lochbaches neue Erkenntnisse zum Szenario eines hundertjährigen Hochwassers (HQ100). Hierzu wird das WWA Rosenheim dem Gemeinderat in einer der nächsten Sitzungen aus erster Hand berichten. Trotz aller Simulationen und Berechnungen sind die regional und lokal niedergehenden Starkregenfälle mit jeweils ganz eigener Dynamik zu berücksichtigen. Die Bevölkerung kennt Hochwasserereignisse und kann damit umgehen, allerdings nehmen die Jahrhundertereignisse zu. Der Klimawandel ist auch hier spürbar.

Wohnraum ist immer gefragt. Wie sieht es in der Gemeinde Aschau mit der Wohnraumsituation für junge Familien aus?
Mit jungen Familien bin ich stets in regem Austausch. Viele von Ihnen möchten sich den Traum vom Eigenheim erfüllen. Einige suchen auch schlicht und einfach eine geeignete und bezahlbare Mietwohnung. Bei einer Quote von etwa 20 % Zweitwohnsitzen sind leider viele dieser Wohnungen nur sporadisch oder schlimmstenfalls gar nicht genutzt. Im ehemaligen Gemeindegebiet Sachrang sind sogar rd. 40 % Zweitwohnsitze. Einheimische Familien stoßen bei der Wohnungssuche oft auf heruntergelassene Rollläden. Die Gemeinde Aschau bereitet derzeit zwei Bebauungspläne – jeweils eines in Aschau, eines in Sachrang – vor, welche im Rahmen des sogenannten Ansiedlungsmodells Entwicklungsmöglichkeiten für junge Familien bieten sollen. Beabsichtigt ist auch der Neubau eines Mehrfamilienhauses, welches durch den Landkreis und/oder der Gemeinde gebaut werden könnte. Dadurch wären adäquate Mieten und die Steuerbarkeit der Belegung möglich.

Leben im Chiemgau, heißt wohnen im Urlaubsgebiet. Haben sie einen ganz besonderen Ausflugstipp für unsere Leserinnen und Leser?
Während der Radlfahrt zum Rathaus wird mir jeden Morgen immer wieder bewusst, mit welch großartiger Landschaft, Kultur und Natur uns die Schöpfung im Priental beschenkt hat! Da ist einfach nur Dankbarkeit! Für Familien gibt es viele attraktive Angebote. Beispielsweise unsere traumhaft gelegenen Badeplätze, das Naturerlebnis in unseren Bergen oder das Müllner-Peter-Museum in Sachrang. Sicherlich weitere Highlights sind ein Ausflug auf die Kampenwand und die Führungen auf Schloss Hohenaschau mit dem gemütlichen Burgladerl. Gerade unsere einmalige Natur und die Artenvielfalt bieten Gelegenheit zum „Obakemma“ und „Seele-baumeln-lassen“. All unseren Gästen wünsche ich viel Freude bei einem Besuch im Priental.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Frank.

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