Bei sommerlichen Temperaturen um 25 Grad Celsius wird das Waldbad in Waldkraiburg regelmäßig zum Publikumsmagneten: Die 2,3 Hektar große Sport- und Freizeitanlage ist mit ihren 50-Meter-Sportbecken, dem 10-Meter-Springturm, dem Wellenbecken, den Grünflächen, dem Beachvolleyballfeld, der Bocciabahn und dem Spielplatz bei einem regulären Eintrittspreis von 4 Euro ein begehrter Anlaufpunkt für badefreudige Waldkraiburger. Gleichwohl stellt der Unterhalt des Freibades eine enorme Herausforderung dar. Seit einem Jahr nun setzt sich der „Förderverein Waldbad Waldkraiburg (FöVeWW)“ für dessen Förderung ideell und materiell ein. Inn-Salzach blick sprach mit dem Vorsitzenden Jürgen Zabelt über das Wirken des Vereins, die Attraktivität des Waldbades und die Vorbereitungen auf das Badespektakel „AquaGaudi“ im August.
Inn-Salzach blick: Der „Förderverein Waldbad Waldkraiburg (FöVeWW)“ feiert in diesen Tagen Geburtstag: Just vor einem Jahr ist er aus der Taufe gehoben worden. Zweck des Vereins ist laut Satzung die Förderung des Sports durch ideelle und materielle Förderung des Waldbades der Stadt Waldkraiburg. Was ist darunter zu verstehen?
Zabelt: Wir fördern den Schwimmsport, den Vereinssport im Sinne des VFL Piranhas, den Massensport im Sinne der Gesundheitsprävention und das Schwimmen „just for fun“, etwa um im Alter fit und ohne Gelenkschmerzen zu sein. Schwimmen kann zudem Leben retten. Tauchen und Turmspringen gelten obendrein unter Jugendlichen als Mutproben – und sind allemal besser als vielleicht alkoholisiert in Parkanlagen abzuhängen.
Inn-Salzach blick: Wie hat sich der Verein in den letzten zwölf Monaten strukturell entwickelt?
Zabelt: Dazu muss ich etwas ausholen. Als Richard Fischer, Martina Arnusch Haselwarter und ich am 3. Juli 2016 die Gründungsidee zu „Wir Waldkraiburger für unser Waldbad“ hatten, haben wir uns eines gleich auf die Fahnen geschrieben: Wir suchen nicht nach Schuldigen, nicht nach einer Antwort auf das „Warum“. Wir gehen vom Status quo aus und sehen, wie geholfen werden kann.
Zwei Tage darauf fand die Gründungsversammlung statt. Bei den Vorstandswahlen wurde ich zum Vorsitzenden gewählt, Martina Arnusch Haselwarter wurde stellvertretende Vorsitzende, Manuel Harth Schatzmeister, Ursula Fischer Schriftführerin. Bettina Herzog, Hans Glatt, Helga Walbrunn und Karl Heinz Sterba wurden zu Beisitzern gewählt und die erste Version der Vereinssatzung verabschiedet. Am 12. August wurde die Gemeinnützigkeit beim FA Mühldorf festgestellt, am 19. September erfolgte der Eintrag ins Vereinsregister beim Amtsgericht Traunstein. Erst danach gingen wir offensiv an die Öffentlichkeit.
Gut ist, dass alle drei Bürgermeister bei uns Mitglied sind – Robert Pötzsch (UWG), Richard Fischer (SPD) und Inge Schnabel (CSU) -, zudem Altbürgermeister Siegfried Klika. Privatleute haben sich uns genauso angeschlossen wie kleine und mittelständische Unternehmen. Eine größere Firma unterstützte uns spontan mit einer großzügigen Anschubfinanzierung. Mittlerweile sind wir rund 80 Mitglieder quer durch alle Altersklassen und sozialen Schichten, werden richtig wahrgenommen. Immer mehr treten dem Förderverein bei. Die Eintrittsformulare liegen an der Kasse des Waldbades aus und sind auf unserer Website herunterladbar. Jeder von uns ist zudem ansprechbar – ob im Waldbad, in der Stadt oder an Infoständen.
Inn-Salzach blick: Wie unterstützt der FöVeWW das Waldbad Waldkraiburg ideell?
Zabelt: Das geschieht auf zweierlei Weise: erstens durch Werbung und Belebung des Waldbades, zweitens durch Präsenz bei den Bürgern, den Politkern und der Stadt(-werke). Als Beispiele für die erste Kategorie sind zu nennen: Stände auf Märkten wie Martinsmarkt, Kunst und Kommerz oder Wochenmarkt, Artikel in Print- und Onlinemedien sowie auf unserer Website www.waldbad-waldkraiburg.de und auf Facebook unter FoeVe.Waldbad, Aktionen zur Waldbaderöffnung – Verlosung von zwei Jahreskarten und sechs Zehnerkarten, gespendet von Firmen und Privatpersonen. Dadurch generierten wir rund 15.000 Klicks auf Facebook. Hinzu kommen Aufrufe unter dem Motto „Heute ist ein schöner Tag fürs Waldbad“, die rund 5000 Klicks bringen. Und Anfang August steht das Kinder- und Familienfest „AquaGaudi“ an. In der zweiten Kategorie haben wir allein durch unsere Gründung das Waldbad aufgewertet und es mehr in die Köpfe der Verantwortlichen gebracht. Wir haben ein Ohr für die Bürger, die sich ungern direkt an die Stadt wenden. Wir hören zu und geben Kritik so sachlich wie möglich an die Verantwortlichen weiter. Wir vermitteln den Badegästen auch Verständnis für die Stadt(-werke), wenn einmal etwas nicht machbar ist. Wir streben nach einer Win-Win-Situation.
Inn-Salzach blick: Die Stadt Waldkraiburg hat in den 1970er-Jahren mit dem Waldbad auf einer Fläche von 2,3 Hektar eine moderne Sport- und Freizeitanlage mit 50-Meter-Sportbecken, einem 10-Meter-Sprungturm, Wellenbecken und grüner Liegewiese geschaffen. Mit seiner 71 Meter langen Rutschbahn, dem Beach-Volleyball-Spielfeld und der Boccia-Bahn bietet das Sport- und Freizeitbad heute weitere Attraktionen. Ganz ungetrübt ist das Badevergnügen dennoch nicht: 2015 mussten die Stadtwerke Waldkraiburg einen Betriebsverlust von 800.000 Euro ausgleichen, 2016 beeinträchtigten verkeimte Filteranlagen den Betrieb. Laut Bürgermeister Robert Pötzsch geht der Sanierungsbedarf in die Millionen. Wo liegen die Probleme konkret?
Zabelt: Dazu kann ich leider nichts sagen. Wir unterstützen das Waldbad, sind aber nicht in den Betriebsablauf eingebunden. Die Zahlen, die Sie nennen, habe ich auch nur aus der Zeitung.
Inn-Salzach blick: Das Waldbad verzeichnete im Jahrhundertsommer 2003 mit 148.000 Besuchern einen Rekord. Damals kamen an 13 Tagen jeweils über 2000 Badegäste, zweimal über 3000 und am 28. Juli mehr als 4000 in das Freibad. Heute ergibt sich bei einem jährlichen Defizit von 800.000 Euro durchschnittlich eine Unterdeckung in Höhe von etwa 10 Euro pro Besucher. Deshalb möchte der Förderverein den Erhalt des Waldbades in der Reichenberger Straße 60 nicht nur ideell unterstützen – materiell soll ein Sponsorenring den Betrieb sicherstellen. Wie weit ist dieses Vorhaben gediehen?
Zabelt: Der FöVeWW ist eingetragener Verein und als gemeinnützig anerkannt, also befugt, Spendenquittungen auszustellen. Derzeit warten wir ab, welchen Weg die Stadt beschreitet. Auch hier kenne ich nur die Zeitungsberichte und ein paar Gerüchte aus der Bevölkerung. Generell möchte der Förderverein das Waldbad so, wie es ist, erhalten, aber wenn nichts an einer Umstrukturierung vorbeigeht, ist das besser, als den Badebetrieb einzustellen. Sobald wir klarer sehen, können wir gezielt um Spenden und Sponsoren werben.
Inn-Salzach blick: Die Badesaison 2017 hat am 20. Mai begonnen, sie läuft bis zum 10. September. Die bei den Stadtwerken Waldkraiburg beschäftigten Aufsichtskräfte reichen nicht aus, um in zwei Schichten einen sicheren Badebetrieb von 9 Uhr bis 20 Uhr zu gewährleisten. Die Stadtwerke haben daher den Badebetrieb eingeschränkt und die tägliche Öffnungszeit auf den Zeitraum zwischen 11 Uhr und 20 Uhr reduziert. Warum setzt sich der Förderverein dennoch für eine Vorverlegung der täglichen Öffnungszeit von 11 Uhr auf 9 Uhr ein?
Zabelt: In den meisten Betrieben mit Publikumsverkehr gibt es Zeiten, die ‘mal mehr, ‘mal weniger einträglich sind. Oft grenzt man durch Sparmaßnahmen einzelne Zielgruppen aus und verliert dadurch Kunden, die dann in andere Bäder abwandern. Ich denke hier an Schichtarbeiter, Krankenschwestern, Altenpfleger oder Frühschwimmer. Noch schlimmer wird es an den Wochenenden und Ferientagen, an denen man gerne schon vor 10 Uhr im Wasser sein möchte. Gerade für Familien, die sich keinen Urlaub leisten können, ist die Beschränkung auf den Zeitraum zwischen 11 Uhr und 20 Uhr sehr bitter.
Inn-Salzach blick: Indessen suchen die Stadtwerke und der FöVeWW für August noch vier Rettungsschwimmer, die die Bademeister unterstützen …
Zabelt: … Eine kurzfristige Lösung für diese Badesaison: Die vier Rettungsschwimmer werden von den Stadtwerken Waldkraiburg für einen Monat auf 450 Euro-Basis eingestellt und von der FöVeWW finanziert. Ob Studenten oder rüstige Rentner – wichtig ist, dass sie aktiv sind. Interessenten können sich direkt an uns wenden.
Inn-Salzach blick: Dieses Jahr veranstaltet der FöVeWW in Kooperation mit der VR meine Raiffeisenbank eG am 5. August ein Badespektakel namens „AquaGaudi“. Wie kam es dazu und was wird das Besondere dabei sein?
Zabelt: Oh ja, da haben wir etwas losgetreten! Zunächst wollten wir nur ein kleines Fest veranstalten – mit Band, Clown, Kinderspielen, Grillen, Kaffee, Kuchen und Bier. Doch mit der Unterstützung durch die VR meine Raiffeisenbank eG Altötting/Mühldorf ist unser Vorhaben gewachsen. Jetzt haben wir im Wasser die Hüpfburg „Eisberg“ sowie an Land „Bob der Baumeister“ für die Kleinen und „Snapping Wal“ für Größere. Hinzu kommen Lebendkicker, Aerotrimm, Slackline, das Infocenter „The Dome“. BRK-Wasserwacht und DLRG sichern die Becken ab, Dekra kommt mit einem Fahrsimulator, eine Trachtenkapelle spielt am Vormittag am Sportbecken, ab Mittag legt DJ Raphi am Kinderbecken auf und es gibt viele Spielwettbewerbe für kleine Kinder und Wettkämpfe/Mutproben für Größere – darunter Abseilen vom 10-Meterturm, Wettrutschen mit Zeitnahme, Wettschwimmen im Massenstart. Ähnlich wie in Ferienressorts gibt es eine Kinderdisco und ein erfahrener Moderator führt durch den ganzen Tag als Animateur. Da wir ja das Waldbad unterstützen wollen, bleibt es beim regulären Eintrittspreis und die Jahreskarten sind gültig.
Inn-Salzach blick: Wenn Sie eine Badefee fragte, was Sie sich allgemein für das Waldbad und speziell für diese Badesaison wünschen, was würden Sie ihr antworten?
Zabelt: Liebe Badefee, danke, dass Du an uns denkst, wir können Dich für diese Badesaison wirklich gebrauchen. Bitte mache, dass am 5. August die Sonne lacht und während der Saison nichts kaputt geht. Und schicke uns noch ein paar Rettungsschwimmer, auf dass wenigstens im August ab 9 Uhr geschwommen werden kann. Liebe Badefee, lasse die Verantwortlichen die richtige Entscheidung treffen. Lasse Gelder vom Land Bayern fließen, den Freibadfond wieder anlaufen und uns als erste begünstigen – nicht für mich, nun, vielleicht auch ein wenig, aber für unsere Kinder und Bürger der Stadt.
Inn-Salzach blick: Herr Zabelt, vielen Dank für das Gespräch.
Olaf Konstantin Krueger
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