Superfood – wirklich supergut?
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Superfood – wirklich supergut?

Weizengras, Chia-Samen, Acai- und Goji-Beeren, Matcha & Co.: Das Geschäft mit den in der Öffentlichkeit als Superfood umworbenen Lebensmitteln boomt. Insbesondere Obst und Gemüse sollen aufgrund ihres Nährstoffgehalts einen höheren gesundheitlichen Nutzen als andere Lebensmittel haben. Sie gelten als Heilsbringer, um beispielsweise vor Krebs und Alzheimer, vorzeitigem Altern und nachlassender Libido zu schützen. „Häufig fehlt diesen Heilsversprechen jedoch der wissenschaftliche Nachweis“, sagt Andreas Heiß vom KKH-Serviceteam in Rosenheim.

„Zudem kommen viele dieser Produkte aus dem Ausland und müssen erst aufwendig sowie energiereich verarbeitet werden, bevor sie beim deutschen Verbraucher auf dem Tisch landen.“ Dabei gibt es tolle Alternativen aus der Region, die entweder genauso gesund oder sogar gesünder sind. Außerdem sind sie preisgünstiger und weisen eine bessere Ökobilanz auf.

Voll im Trend liegen zurzeit Chia-Samen. Aufgrund ihres hohen Ballaststoffgehalts und ihrer guten Quellfähigkeit sorgen sie für ein lang anhaltendes Sättigungsgefühl, unterstützen außerdem die Darmtätigkeit positiv. Die Samen enthalten höhere Mengen der guten Omega-3-Fettsäuren, die sich positiv auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Entzündungsreaktionen auswirken. Als gute Alternative bieten sich aber auch Leinsamen und Nüsse an: diese sind deutlich preiswerter, regional verfügbar und wirken ebenfalls gesundheitsfördernd.

Auch Goji-Beeren gehören seit geraumer Zeit zu den Lieblingen der Superfood-Branche. Sie werden vor allem wegen des hohen Vitamin-C-Gehalts, des Provitamin A, als pflanzliche Eiweißquelle sowie als Stopper der altersbedingten Degeneration der Augenzellen gepriesen. Doch mit preisgünstigem Ersatz wie zum Beispiel Spinat, Kohl und gelber Paprika kann dem ebenso entgegengewirkt werden. Vitamin C ist auch reichlich in Hagebutten, Erdbeeren und Zitronen enthalten. Und als hochwertiger Eiweißlieferant gelten unter anderem Esskastanien, rote Linsen, Kichererbsen oder Bohnen.

„Die Liste heimischer und guter Alternativprodukte könnte endlos weitergeführt werden“, erklärt Heiß. „Beispiel: Der Superfood-Renner aus den USA ist Kale, aufbereitet unter anderem als Smoothie oder frittierte Chips und teuer verkauft. Dabei handelt es sich bei Kale um nichts anderes als unser gutes altes Wintergemüse, den Grünkohl.“ Der zählt zweifelsfrei zu den Vitamin-C-reichsten Lebensmitteln überhaupt und ist durch eine Vielzahl weiterer Mineral- und Nährstoffe ideal zur Stärkung der Abwehrkräfte. Entscheidender Unterschied: der günstige Preis auf deutschen Märkten.

Fazit: Die KKH empfiehlt, beim Kauf von Trend-Nahrungsmitteln deren Inhaltsstoffe mit denen regional erhältlicher Produkte zu vergleichen und sich ausführlich zu informieren. Oft verbirgt sich hinter dem vollmundig angepriesenen Gesundheitsnutzen von Superfood nicht mehr als eine ausgeklügelte Marketingidee, die auch Gefahren und Risiken mit sich bringt: In unterschiedlichen Untersuchungen wurden zum Teil hohe Belastungen mit Pestiziden, Schwermetallen, Schimmelpilzen und Mineralöl festgestellt. Darüber hinaus können auch Wechselwirkungen bei regelmäßiger Einnahme von Medikamenten auftreten oder gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Überdosierungen entstehen.

Einen großen Vorteil allerdings hat die Diskussion um die neuen Wundermittel: alltägliche, regional und saisonal verfügbare Lebensmittel wie zum Beispiel Rote Bete, Brennnesseln, Steckrüben oder Heidelbeeren werden vom Verbraucher wieder entdeckt.

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