Neues von Bavaria, Recka und Dagmar
Bavaria in ihrer neuen Heimat in Berchtesgaden. Foto: Richard Straub/LBV
Prosepkt Box

Neues von Bavaria, Recka und Dagmar

Die drei bisher ausgewilderten Bartgeier senden nach einer Winter bedingten Pause wieder regelmäßige GPS-Daten und sind wohlauf.

Die GPS-Sender von Bavaria, Recka und Dagmar, den drei bisher vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderten jungen Bartgeiern, senden endlich wieder verlässlich neue Daten. In den letzten Monaten war das nur lückenhaft möglich, weil die schwache Wintersonne zu wenig Energie für die Solarzellen der Sender lieferte. Mit steigender Tagesdauer sind nun die Akkus wieder ausreichend aufgeladen, um täglich Positionsmeldungen zu schicken.

“Wir hatten nie Grund zur Sorge, dass es den Geierdamen nicht gut geht, auch weil wir immer wieder Fotos und Videos geschickt bekamen. Die jetzt wieder regelmäßig bei uns eingehenden Daten sind für das gesamte Projektteam spannend zu beobachten”, so LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider.

Seit Projektbeginn können Interessierte die Flugrouten der drei bayerischen Bartgeier durch die Alpen dank der auf dem Rücken der Vögel angebrachten GPS-Rucksäcke online auf einer Karte mitverfolgen unter www.lbv.de/bartgeier-auf-reisen.

“Während derzeit in den europäischen Zuchtzentren des Erhaltungsprogramms die jungen Bartgeier für die kommende Auswilderungssaison aus den Eiern schlüpfen, ist es schön zu sehen, dass die drei bayrischen Bartgeier wohlauf sind und sich bestens in ihrem Lebensraum in den deutsch-österreichischen Ostalpen eingelebt haben”, sagt Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. Die 2022 ausgewilderte Dagmar hat seit letztem Herbst äußerst flugfreudig große Teile des Alpenraums von Südtirol über die Zentralalpen bis ins Allgäu erkundet. Ihr Sender konnte dabei durch die langen Flugstrecken immer etwas Akkuleistung aufrechterhalten und so viele Daten liefern. Recka und die ein Jahr ältere Bavaria zeigten sich dagegen relativ standorttreu und hielten sich über den Winter in den Berchtesgadener und Salzburger Alpen auf. Dabei sind die Projektmitarbeitenden von LBV und Nationalpark neben den Senderdaten und gelegentlicher eigener Sichtungen auch auf Meldungen aufmerksamer Beobachter*innen angewiesen, anhand derer sich das Projektteam vom guten Gesundheitsstatus der Geier überzeugen konnte. “In den letzten Monaten haben uns zum Beispiel schöne Videos der kreisenden Dagmar aus einem Skigebiet, von Recka aus einem dicht mit Gämsen besiedelten Revier in Österreich sowie gestochen scharfe Fotos von Bavaria aus dem Nationalpark Berchtesgaden erreicht”, freut sich Toni Wegscheider. Solche Aufnahmen können neben dem genauen Aufenthaltsort wichtige Informationen über den jeweiligen Vogel, mögliche Interaktionen mit anderen Wildtieren oder auffällige Verhaltensweisen liefern.

Auch wenn die Sender nun wieder aktiv sind, bittet das Projektteam auch weiterhin Naturinteressierte und Wandernde um ihre Meldungen von möglichen Bartgeierbeobachtungen mit Foto oder Video an bartgeier@lbv.de.

Durch ein vom GPS-Sender unabhängiges VHF-Signal kann das Projektteam die Bartgeier auch regelmäßig per Handantenne bis auf etwa zehn Kilometer orten. “Die Sender sind so konstruiert, dass sie nach einigen Jahren von den Vögeln abfallen. Dennoch ist es wichtig, sie zumindest während ihrer etwa dreijährigen Wanderphase engmaschig zu überwachen”, erläutert der LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider. Schon mehrfach haben auffällige Senderdaten geholfen, im Alpenraum geschwächte oder mit Bleiresten aus Jagdmunition vergiftete Bartgeier zu orten und zu retten. Zusammen mit den GPS-Informationen liefern auch eine Vielzahl von Vitaldaten wie die Körpertemperatur und Bewegungsmustern dem Bartgeier-Team meist ein klares Bild von der Aktivität der Vögel. In den Wintermonaten dienen vor allem durch Steinschlag, Lawinen, Krankheit oder Absturz umgekommene Gämsen und Steinböcke als Nahrung für die vollkommen auf Aas angewiesenen Bartgeier. “Auffällig ist, wie deutlich die Geier offenbar Gebiete mit hoher Wilddichte erkennen, wie etwa das Steinerne Meer in der Kernzone des Nationalparks oder Teile des nahen Hagen- und Tennengebirges”, so Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. Die Bewegungsmuster der Vögel zeigen deutlich, dass sie immer wieder Suchflüge von einigen Stunden bis wenigen Tagen unternehmen und gefundene Wildtierkadaver teils wochenlang nutzen. So kann zum Beispiel die hohe Kaloriendichte des Knochenmarks eines einzelnen Steinbockgerippes den Bartgeier als spezialisierten Knochenfresser drei bis vier Wochen ernähren.

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+++ Traurige Gewissheit: Nur noch Überreste nahe der Zugspitze geborgen +++

Traurige Nachrichten aus dem Bartgeierprojekt des bayerischen Naturschutzverbands LBV und des Nationalparks Berchtesgaden: Gut eine Woche vor der zweiten Auswilderung hat ein Kletterteam des LBV am vergangenen Samstag Reste des seit Mitte April verschwundenen Bartgeierweibchens Wally gefunden. In der Nähe der Zugspitze im Reintal in einer unzugänglichen Felsrinne auf 1.500 Metern Höhe lagen Knochen, Federn sowie Ring und Sender. „Uns war immer bewusst, dass solche Rückschläge passieren können, dennoch sind wir über den Tod von Wally bestürzt. Dass auch mal ein Vogel stirbt, ist Teil der Natur, aber wir hätten ihr natürlich ein langes Bartgeierleben gewünscht“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Er ergänzt: „Selbst wenn nun traurige Gewissheit herrscht, sind wir froh, über ihren Verbleib zumindest nicht weiter im Dunkeln tappen zu müssen.“ Die Überreste des Bartgeierweibchens wurden vom LBV umgehend zur Untersuchung bei einer unabhängige Fachstelle eingereicht. Die Todesursache ist völlig unklar und noch ist offen, ob eine wissenschaftlich belegbare Aussage darüber getroffen werden kann.

Wally war am 11. April zum letzten Mal von einer LBV-Aktiven beobachtet worden, wobei der Vogel völlig normal wirkte und keine Anzeichen einer Beeinträchtigung zu erkennen waren. Das letzte GPS-Signal sendete sie vier Tage später am späten Vormittag aus dem Reintal östlich der Zugspitze. Trotz den bisherigen Erfahrungen mit technischen Störungen der aktuellen Sender und der Bestätigung einer schlechten Netzabdeckung im Aufenthaltsgebiet, erfolgten intensive Suchaktionen durch klettererfahrene Teams des LBV, die mit Seilen und Schutzhelmen ausgerüstet immer wieder im Steilgelände des Reintals mittels Handantenne nach dem Sender suchten.

Bavaria wohlauf – Schwester von Wally im Anflug für den 9. Juni
Nachdem die erste Auswilderung 2021 ein voller Erfolg war und beide Vögel den Winter, inklusive längerer Ausflüge und erfolgreicher Nahrungssuche, eigenständig problemlos überstanden haben, ist der zweite, zusammen mit Wally im letzten Jahr ausgewilderte Bartgeier Bavaria wohlauf. Sie befliegt auf weiten Streifzügen momentan das Umfeld des Nationalparks Berchtesgaden. In Kürze werden der LBV und der Nationalpark dann zwei weitere junge Bartgeier zur Stützung des ostalpinen Bestandes auswildern, darunter auch die diesjährige Schwester von Wally. „Wallys Schicksal unterstreicht die Notwendigkeit dafür, dass Auswilderungsprojekte langfristig ausgelegt sein müssen. Wir blicken daher zuversichtlich auf die anstehende Auswilderung von zwei weiteren jungen Bartgeiern im Nationalpark Berchtesgaden“, so Ulrich Brendel.

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+++ Uptdate +++ Lebenszeichen von Bavaria nach zwei Monaten Funkstille +++ Uptdate +++

Erleichterung beim gemeinsamen Bartgeierteam des bayerischen Naturschutzverbands LBV und des Nationalparks Berchtesgaden: Der seit fast zwei Monaten verstummte GPS-Sender von Bavaria ist wieder aktiv.

„Da fällt einem schon ein Stein vom Herzen“, freut sich LBV-Projektleiter Toni Wegscheider. „Wir hatten nie Grund zur Annahme, dass es Bavaria nicht gut geht, aber natürlich hofft man ständig auf ein Lebenszeichen. Zumindest konnten jetzt die Solarzellen des zwischenzeitlich leider vollkommen entladenen Akkus immerhin wieder einen Ladestand von drei Prozent aufbauen“, so der stellvertretende Nationalparkleiter und Projektleiter Ulrich Brendel.

Bei den derzeitig schwierigen Nahrungsbedingungen halten sich Wally und Bavaria in für sie bekannten Gebieten auf. Bavaria ist aktuell in der Hochschwabgruppe in der Steiermark, wo sie bereits im Oktober auf ihrem Weitflug bis vor die Tore von Wien war. Das Gebiet ist bekannt für seine guten Gams- und Steinbockbestände. Auch Wally ist mehr oder weniger systematisch in den letzten zwei Wochen ihre bisherigen Aufenthaltsorte, unter anderem an der Watzmann Ostwand und dem Pass Lueg, abgeflogen, wo sie schon zuvor Nahrung gefunden hatte.

Die bisherigen Flüge der zusammen mit Bavaria im Sommer 2021 zweiten ausgewilderten Bartgeierdame Wally konnten dagegen, trotz kleiner technischer Probleme, weitgehend lückenlos überwacht werden. Das öffentliche Interesse an den beiden ersten in Deutschland ausgewilderten Bartgeiern über 100 Jahren nach ihrer Ausrottung war und ist so groß, dass nach dem Ausfall des Senders am 24. November 2021 eine Vielzahl besorgter Nachfragen bei LBV und Nationalpark eingegangen sind. Umso schöner nun die offizielle Entwarnung: beiden Bartgeierdamen geht es gut.

Alle ihre Flugrouten können weiterhin auf der Webseite www.lbv.de/bartgeier-auf-reisen mitverfolgt werden

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Unsere Bartgeier Wally und Bavaria erobern die Lüfte

Am 10. Juni hatten der bayerische Naturschutzverband LBV und der Nationalpark Berchtesgaden im Klausbachtal die ersten Bartgeier über 100 Jahre nach ihrer Ausrottung in Deutschland ausgewildert. Nach ihren erstmaligen Flügen am 8. und 12. Juli werden die beiden Bartgeier Wally und Bavaria zunehmend sicherer in ihrem neuen Element.

Waren die ersten Tage nach Verlassen der Felsnische von nur wenige Sekunden dauernden Gleitflügen geprägt, lassen sich beide Geier nun vereinzelt bereits in Aufwinden hinauf in die Gipfelregionen ziehen. Die starken Regenfälle der letzten Wochen haben die beiden gut überstanden, auch wenn gerade Bavaria dem Bartgeierteam den Puls höher schlagen ließ. „Sie saß oft für längere Zeit in einer steinschlaggefährdeten Felsspalte, das hat uns gerade bei dem Starkregen ziemliche Sorgen gemacht“, erklärt Bartgeierexperte und LBV-Projektleiter Toni Wegscheider. Die Nässe an sich macht den beiden Giganten der Lüfte jedoch kaum etwas aus. „Während sich manche Greifvögel nur schlecht mit nassem Gefieder fortbewegen können, ist es wirklich erstaunlich, wie gut ein nasser Bartgeier fliegen kann“, so Wegscheider weiter. Auch Konflikte mit benachbarten Steinadlern finden nun alle paar Tage statt, die aber völlig normal sind und keinen Anlass zur Sorge geben.

 „Die Bindung der beiden jungen Bartgeier zueinander ist dabei bemerkenswert“, freut sich Projektberater und einer der erfahrensten Bartgeierexperten Europas Michael Knollseisen. Der Experte aus Österreich hat schon Dutzende von Bartgeiern bei Auswilderungen begleitet. Nur sehr selten entwickeln die einzelgängerischen Vögel dabei ein solch gutes Verhältnis wie Wally und Bavaria, die auch seit dem Ausflug meist die Nähe der anderen suchen, gemeinsam fliegen, fressen und nebeneinander schlafen. Auf der Webcam in der Auswilderungsnische sind beide Bartgeier dabei weiterhin regelmäßig aus nächster Nähe und auf ihren Flügen zu beobachten unter www.lbv.de/bartgeier-webcam.

Die Beobachter von LBV und Nationalpark sind derzeit weiterhin täglich von früh bis spät und bei jedem Wetter vor Ort, um die Flugübungen der beiden Geier verfolgen und dokumentieren zu können. Mittlerweile kommt es dabei auch gelegentlich zu Begegnungen, die für Mensch und Tier gleichermaßen aufregend sein dürften. „Unfriedliche Kontakte mit den lokalen Steinadlern ereignen sich jetzt alle paar Tage“ erklärt LBV-Projektleiter Toni Wegscheider. „Vor allem die draufgängerische Wally lässt sich immer wieder auf Luftkämpfe mit den Adlern ein, die sie bisher bei einem einzelnen Gegner jedes Mal ‚gewonnen‘ hat. Einem Gegenangriff des örtlichen Adlerpaares konnte sie sich dann aber nur durch Flucht hinter den nächsten Berg entziehen“, so Wegscheider.

Auseinandersetzungen zwischen Steinadler und Bartgeier sind im Alpenraum völlig normal und enden bis auf sehr seltene Ausnahmen stets glimpflich. Die beiden nach der Ausrottung des Bartgeiers nun seit über 100 Jahren entfremdeten Arten müssen sich in nächster Zeit neu „zusammenraufen“, was durch die Jahrtausende alte Koexistenz aber von der Natur so eingerichtet ist.

Bartgeier-Führungen bis Ende August buchbar

Noch bis mindestens Ende August haben Interessierte die Möglichkeit, Wally und Bavaria bei ihren Übungsflügen im Klausbachtal zu beobachten. Solange zumindest ein Bartgeier regelmäßig vor Ort ist, bietet der LBV jeden Dienstag um 9 Uhr an der Nationalpark-Infostelle Hintersee kostenlose Führungen zu den Geiern an. Um Anmeldung unter bartgeier@lbv.de wird gebeten. Auch auf den jeden Donnerstag um 10 Uhr von gleicher Stelle aus stattfindenden Adler- und Geierführungen des Nationalparks hat man gute Chancen, einen der großen Greife am Himmel zu entdecken.

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