Prosepkt Box

Bruckmühler Kickbox-Talente erobern die Weltspitze – „Man muss den Schmerz lieben lernen“

Bruckmühl — Rhodos ist mit 270 Sonnentagen im Jahr Griechenlands sonnigste Insel. Für die Schwes­tern Delia (16) und Sarah (12) Nicola scheint dieser Tage die Sonne im herbst­li­chen Bruckmühl be­son­ders lange, seit sie Ende Ok­to­ber auf Rhodos die WKU-Welt­meis­ter­schaf­ten in der Dis­zi­plin Kickboxen ge­wan­nen. Je eine Gold­me­dail­le und ein Welt­meis­ter­gür­tel er­gän­zen nun die bis­lang er­kämpf­ten Trophäen. Denn den Siegen bei den sechs­tä­gi­gen „Martial Arts World Champion­ships 2024“ ging jah­re­lan­ges, in­ten­si­ves Trai­ning mit zahl­rei­chen Wett­kämp­fen voraus. Umso glück­li­cher sind beide ob des Er­fol­ges – und mit ihnen ihre Eltern, das Team vom Sport­studio „Kampf­sport Kornhass“ in Bruckmühl und die Klas­sen­ka­me­ra­den. Delia Nicola im Ge­spräch mit Dr. Olaf Konstantin Krueger über Kampf­sport, Schweiß und Weltmeisterschaft.

Arbeit, Schweiß und Tränen

„Für mich war das Gefühl unbeschreiblich, als der Schieds­rich­ter meine Hand hob“, sagt Delia über den Moment ihres Welt­meis­ter­sieges im Kickboxen. „Die Arbeit, der Schweiß, die Tränen haben sich ge­lohnt“, er­klärt die 16-Jäh­ri­ge freu­de­strah­lend. Dass auch ihre 12-jäh­ri­ge Schwester Sarah einen Welt­meis­ter­titel in der Kampf­sport­art er­run­gen hat, macht beide be­son­ders glück­lich und ihre Eltern Monica und Silviu Nicola stolz. Auf dem Heim­flug von Rhodos wur­den sie schon nach Au­to­gram­men ge­fragt, im Sport­studio „Kampfsport Kornhass“ in Bruckmühl rundum gelobt, über Instagram von den Mit­schü­lern zum Titel­gewinn be­glück­wünscht. Dabei haben beide Schwestern im Wett­kampf auch Schläge aus­hal­ten müssen. „Man muss schon im Training lernen, den Schmerz zu lieben, um ihn im Wett­kampf zu er­tra­gen“, meint Delia. Des­halb habe sie trotz einer schmerz­haf­ten Prel­lung am rechten Fuß aus der ersten WM-Runde bis zum Finale durch­ge­hal­ten – eine Ein­stel­lung, die Delia vor ihrer Kampf­sport-Kar­riere als „schüch­ter­ne Maus“ nicht kannte.

Kickboxen ist ein Ganzkörpertraining, das sowohl Kraft und Ausdauer stärkt, als auch Ko­or­di­na­tion und Kon­zen­tra­tion schult. Die Sportler be­we­gen sich in auf­rech­ter Hal­tung und setzen eine Viel­zahl von Tech­ni­ken ein, um ihren Gegner zu tref­fen. Das er­folgt durch eine Kom­bi­na­tion aus Schlägen mit den Fäusten sowie Tritten mit den Füßen. Anders als bei Voll­kon­takt-Kampf­sport­arten wie dem Muay Thai sind Tech­ni­ken wie Ell­bogen- und Knie­stöße ver­bo­ten. Die prä­zi­se Aus­füh­rung der Tech­ni­ken er­for­dert Kon­zen­tra­tion und Prä­zi­sion, die dy­na­mi­sche Be­we­gung Schnel­lig­keit und Aus­dauer. Re­gel­mä­ßi­ges Trai­ning ver­bes­sert ei­ner­seits die kör­per­li­che Fitness, hebt an­de­rer­seits das Selbst­be­wusst­sein. Durch den stän­di­gen Aus­tausch mit Trai­nings­part­nern wer­den soziale Kon­tak­te ge­knüpft und das Ge­mein­schafts­ge­fühl ge­stärkt. Darüber hinaus kann Kickboxen hel­fen, Ag­gres­sio­nen und Stress abzubauen.

Die Bruckmühler Schwestern Delia und Sarah Nicola haben ge­mein­sam vor fünf Jahren mit Taekwondo be­gon­nen, damals wegen der re­strik­ti­ven Corona-Maßnahmen noch mit Online-Ein­hei­ten des Sport­studios Kampfsport Kornhass. In den zu­rück­lie­gen­den zwei Jahren di­ver­si­fi­zier­ten und in­ten­si­vier­ten sie ihr Trai­ning, übten fortan täg­lich bis zu zwei Stun­den. Sie ab­sol­vier­ten werk­tags Übungs­ein­hei­ten in ver­schie­de­nen Kampf­sport­ar­ten, haupt­säch­lich Thai- und Kickboxen, und am Wochen­ende ein Lauf­pen­sum. Im Fokus: Aus­dauer- und Kraft­trai­ning. Da­ne­ben nahmen sie mit Elan an ver­schie­de­nen Wett­kämp­fen auf Län­der­ebene und auf Bun­des­ebene teil. „Wir wurden zu Sports­ka­no­nen“, er­klärt Delia. Im Juni 2024 hat­ten sich dann beide für die Teil­nah­me an den Welt­meis­ter­schaf­ten auf der grie­chi­schen Insel Rhodos vom 20. bis 26. Ok­to­ber qualifiziert.

Martial Arts World Championships 2024

Die „GCO/WKUWORLD Martial Arts World Championships“ sind ein großes in­ter­na­tio­na­les Turnier, bei dem sich die besten Kampf­sport­ler aus aller Welt in ver­schie­de­nen Dis­zi­pli­nen wie Karate, Kickboxen und Formenlauf mit­ein­an­der messen. Dieses Jahr wurden im Kickboxen vier Ka­te­go­rien an­ge­bo­ten: Full Contact be­deu­tet den di­rek­ten kör­per­li­chen Kon­takt zu suchen mit dem Ziel, den Gegner durch harte Treffer kampf­un­fä­hig zu machen. Light Contact ist eine weniger in­ten­si­ve Variante, bei der die Athleten auf präzise Treffer setzen, um Punkte zu erzielen. Point Fighting be­zweckt, den Gegner mit sauberen Schlägen zu treffen. Und Kick Light ist eine Kom­bi­na­tion aus Leicht­kon­takt und Kickboxen mit nie­dri­gen Tritten. Die Wett­kämpfe wur­den in ver­schie­de­nen Alters­klas­sen aus­ge­tra­gen, auf dass so­wohl Jugend­liche als auch Er­wach­se­ne teil­neh­men konn­ten. Und die Teil­neh­mer wur­den in ver­schie­de­ne Gewichts­klassen ein­ge­teilt, um faire Wett­kämpfe zu gewährleisten.

Delia und Sarah flogen mit ihren Eltern am 18. Ok­to­ber auf ei­ge­ne Kos­ten zu diesem pres­tige­träch­ti­gen Turnier, an dem rund 2.200 Sportler aus 26 Na­tio­nen teil­nah­men, viele an­ge­reist mit Ver­wand­ten und Be­kann­ten. In den Kickbox-Wett­kämp­fen trafen die Schwes­tern auf Gegner, die sich wie sie zuvor in na­tio­na­len Wett­kämp­fen für das Turnier qua­li­fi­ziert hat­ten, um nun um den Titel des Welt­meis­ters zu ringen. Delia nahm in der Alters­klasse 15 bis 17 Jah­re, Gewichts­klasse unter 50 Kilo­gramm, teil, Sarah in der Alters­klasse bis 12 Jahre, Gewichts­klasse bis 35 Kilo­gramm. Die Kämpfe wur­den nach den in­ter­na­tio­na­len Stan­dards der WKU aus­ge­tra­gen und von er­fah­re­nen Schieds­rich­tern über­wacht. Alle Kämpfer trugen Schutz­klei­dung wie Mund­schutz, Box­hand­schuhe und Schien­bein­schoner, um Ver­let­zun­gen zu ver­mei­den. Delia ab­sol­vier­te vier Kämpfe, Sarah sechs. Am Ende holte Delia den Welt­meis­ter­titel in der Ka­te­go­rie Female/Teens (15-17), Kick Light, -50 kg und Sarah den Welt­meis­ter­titel in der Ka­te­go­rie Female/Kids (-12), Light Contact, -35 kg. Sarah wurde zudem Zweite in der Ka­te­go­rie Female/Kids (-12), Kick Light, -35 kg, Delia Dritte in der Ka­te­go­rie Female/Teens (15-17), Light Contact, -55 kg.

Weltmeister im KU’KO Rosenheim

Nach ihrem Erfolgsrezept gefragt vermutet Delia, dass sie als 158 cm großes, 48 kg leichtes Mädchen von ihren teils grö­ße­ren Geg­nern un­ter­schätzt wird. Dabei hat sie einen tie­fe­ren Schwer­punkt und durch­trai­nier­te Beine, was ihr im Wett­kampf in Ver­bin­dung mit Schnel­lig­keit und Psy­cho­logie einen ent­schei­den­den Vor­teil bringe. Bei der WM trat sie an gegen eine Waliserin, eine Russin, eine Engländerin und die Deutsche Anna Lanzke. Das rein deutsche Finale ent­schied Delia dann für sich. Oben­drein war der Titel­gewinn die Krönung ihres Ge­burts­ta­ges kurz zuvor. Viel Zeit zum Feiern bleibt indes nicht. Ihren ersten Ring­kampf be­strei­tet sie am Sams­tag, 30. No­vem­ber, im KU’KO Rosenheim bei der „K.O.RNHASS Fight Night“. Glück­wün­sche können aber Delia auf Instagram über N__Delia und Sarah via NtSarah_ aus­ge­spro­chen werden. Alle Re­sul­ta­te der WM sind online ab­ruf­bar unter
⭱ smoothcomp.com.

Dr. Olaf Konstantin Krueger

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