Viel Gesprächsbedarf bei unserer Telefonaktion zum Thema Alkohol.
Während unserer Telefonaktion zum Thema Alkohol gab es viel Informationsbedarf. Hier eine Übersicht über die häufigsten Fragen und dazu die Antworten der Beraterinnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Mein Mann betrinkt sich sehr oft. Am nächsten Morgen melde ich ihn dann in seiner Firma wegen Magenproblemen krank … Mich ärgert sein Verhalten sehr, aber trennen will ich mich nach all den Jahren nicht. Was kann ich tun?
Melden Sie ihn nicht krank. Er muss die Konsequenzen des Trinkens tragen – bis hin zum Verlust der Arbeitsstelle. Nur, wenn er die gegenwärtige Situation nicht mehr erträgt, wird er etwas verändern wollen. Ihnen empfehle ich, auf Distanz zu Ihrem Mann zu gehen.
Sie müssen nicht abends mit ihm auf der Couch sitzen und ihm beim Trinken zuschauen. Versuchen Sie, alles zu tun um glücklich zu werden, unabhängig von Ihrem Mann.
Wenn Sie dabei Hilfe vor Ort möchten – Adressen finden Sie im Internet, zum Beispiel bei Beratungsstellen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung online unter dajeb.de.
Meine Frau und ich, wir trinken unter der Woche abends zwei Gläser Wein, am Wochenende wird es meistens etwas mehr. Besteht die Gefahr, dass wir uns schon zu sehr an Alohol gewöhnt haben?
Das können Sie selbst herausfinden, indem Sie sechs Wochen lang auf Alkohol verzichten. Wenn das problemlos funktioniert, ist alles gut. Wenn Sie merken, Sie kommen damit gar nicht klar, hat sich zumindest schon eine Gewohnheit entwickelt.
Vielleicht schaffen Sie es, auf andere Getränke umzusteigen. Probieren Sie verschiedene Tees, Säfte, Mineralswasser, alkoholfreie Mixgetränke oder auch Smoothies aus. Wenn Sie bei der Reduktion Unterstützung möchten, können Sie sich mit Ihrer Frau an eine Suchtberatungsstelle wenden.
Denn entgegen der allgemeinen Annahme wird dort nicht nur alkoholkranken Menschen geholfen. Adressen finden Sie unter kenn-dein-limit.de.
Kann man sich an einem Maß orientieren, bis zu dem Alkohol gesundheitlich unbedenklich ist?
Experten haben den so genannten risikoarmen Alkoholkonsum definiert. Er liegt bei zwölf Gramm Rein-Alkohol pro Tag für gesunde erwachsene Frauen, bei 24 Gramm für Männer. 12 Gramm reiner Alkohol sind in einem kleinen Glas Bier oder einem kleinen Glas Wein oder einem Schnaps enthalten. Außerdem sollte man mindestens zwei Tage pro Woche ganz auf Alkohol verzichten.
Wie wird es leichter, ein paar Wochen völlig auf Alkohol zu verzichten?
Zuerst einmal können Sie die Supermärkte nach schmackhaften Getränken ohne Alkohol durchforsten. Vielleicht schreiben Sie sich einen Motivationszettel mit all den Vorteilen, die ein Zeitraum ohne Alkohol bietet.
Bei innerer Unruhe hilft oft ein Spaziergang an der frischen Luft oder eine kleine Radtour oder ein Besuch im Fitness-Studio. Hunger und Durst können auch das Verlangen nach Alkohol verstärken. Trinken Sie etwas Alkoholfreies und gönnen Sie sich einen kleinen Snack, wenn Sie Appetit darauf haben. Sie sparen Kalorien ein, wenn Sie auf Alkohol verzichten.
Wie spürt man, ob man schon abhängig ist?
Die Anfänge sind schwer zu beurteilen. Eine Alkoholsucht kommt schleichend. Warnsignale sind starkes Verlangen nach Alkohol, mehr trinken als man eigentlich wollte, den Konsum erhöhen, um die gleiche Wirkung wie früher zu spüren.
Wer die Arbeit, Familie, Freunde, Hobbys vernachlässigt, um zu trinken oder sogar Entzugssymptome wie Schwitzen, Zittern und Nervosität spürt, der ist in der Regel schon in die Abhängigkeit geraten.
Ich will eigentlich mit dem Trinken aufhören, doch spätestens am Abend muss es Alkohol sein. Oft wird eine Flasche Korn leer. Wie komme ich davon weg?
Ich rate Ihnen, zuerst einen Entzug in der Klinik zu machen und danach eine Therapie. Für den Entzug braucht man eine Einweisung in ein Krankenhaus. Die kann der Hausarzt ausstellen oder man wendet sich an eine Suchtberatungsstelle.
Nach dem Klinikaufenthalt sollte sich unbedingt gleich eine Therapie anschließen. Denn mit dem Entzug ist nur die körperliche Abhängigkeit vom Alkohol überwunden, nicht der Wunsch, in bestimmten Situationen Alkohol zu trinken. Um einen schnellen Anschluss der Therapie an die Entgiftung zu gewährleisten, sollte man sich schon vor der Einweisung ins Krankenhaus einen Termin bei einer Suchtberatungsstelle holen.
Mein Sohn (16) betrinkt sich oft. Immer, wenn ich ihn zur Rede stellen will, verschwindet er. Was kann ich tun?
Schildern Sie ihm in einem ruhigen Moment ganz sachlich Ihre Sorgen. Bleiben Sie dabei in der Ich-Form. Mit Schuldzuweisungen kommt man nicht weiter. Da blockieren die Jugendlichen oft.
Vielleicht gelingt es, ein paar Alkohol-Konsumregeln in Bezug auf Häufigkeit und Menge zu vereinbaren. Diese sollten auch für Sie persönlich gelten. Als Experiment könnten Sie eine gemeinsame Abstinenz vorschlagen und zwischendurch über die Auswirkungen miteinander sprechen.
Weitere Hinweise finden Sie online unter kenn-dein-limit.de/alkohol/informationen-fuer-eltern.
Weiterführende Informationen
Sucht-Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Rufnummer 0221/892031, Montag bis Donnerstag, von 10 Uhr bis 22 Uhr, Freitag und Sonntag, 10 Uhr bis 18 Uhr.
Kostenlose Info-Materialien online unter bzga.de/Infomaterialien.
Seiten im Internet: für Jugendliche unter 16 Jahren: www.null-alkohol-voll-power.de , für Jugendliche von 16 bis 20 Jahren: www.kenn-dein-limit.info, für Erwachsene: www.kenn-dein-limit.de (u.a. mit Tipps für Eltern).
Lesen Sie hier: Glücksspielsucht: Machen Sie sich nicht zum Komplizen!