Oberneukirchen: Liebenswerte Gemeinde mit intaktem Dorfleben
Foto: Gemeinde Oberneukirchen
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Oberneukirchen: Liebenswerte Gemeinde mit intaktem Dorfleben

Zehn Kilometer südlich der Kreisstadt Mühldorf a.Inn liegt die Gemeinde Oberneukirchen. Sie gehört zu den kleineren der 31 Gemeinden im Landkreis Mühldorf a.Inn und zählt knapp 900 Einwohner. Oberneukirchen bildet mit der Gemeinde Polling eine Verwaltungsgemeinschaft. Im Bewusstsein seiner bewegten 1200-jährigen Geschichte hält Oberneukirchen sein Dorf- und Vereinsleben vital. Die zentral gelegene Pfarrkirche, der Dorfladen, das Gasthaus, die Schule und die landwirtschaftlich geprägte Gemeindestruktur spiegeln laut Bürgermeisterin Anna Meier „ein intaktes Dorfleben“ wider.

Beginnend im 8. Jahrhundert und ausstrahlend bis heute deckt die Kurzchronik von Oberneukirchen eine Zeitspanne von mehr als 1.200 Jahren ab. Die Zeit ist geprägt von zahlreichen das Dorf prägenden Ereignissen. Diese reichen von den frühen Besitzwechseln des Heitforstes, dem „silva Heid“, über Verträge zwischen Bayern und Salzburg nebst kirchlichen Veränderungen bis hin zu Kriegen, soziale Veränderungen und den Infrastrukturprojekten im 20. Jahrhundert.

Wegmarken: Besitzerwechsel
Bedeutende Wegmarken vom 8. bis zum 13. Jahrhundert sind der erste Nachweis im Güterverzeichnis des Salzburger Bischofs Arno im Jahr 788 und der Wechsel des Heitforstes an Bischof Odalbert im Jahr 931. Im Jahr 1024 schenkt Kaiserin Kunigunde den Heitforst dem Kloster St. Peter, Kaiser Konrad II. bestätigt die Schenkung drei Jahre später. Im Jahr 1254 verzichtet das Haus Bayern-Wittelsbach im 1. Erhartinger Vertrag auf seine Ansprüche, wonach sich der Besitz 1260 in den Händen des Grafen von Kraiburg befindet. Der 2. Erhartinger Vertrag von 1275 nennt das Salzburger Vogtgericht auf dem Isengau und das Gericht auf dem Eslerwald. Salzburg besitzt die Grundherrschaft, Bayern hat die Landeshoheit, ein bayerisches Pflegegericht entsteht auf Mörmoosen.

Die Entwicklung des Gerichtswesens setzt sich fort: Im Jahr 1278 wird erstmals ein Salzburger Gerichtsbeamter für das Gebiet erwähnt, im Jahr 1298 erstmals die Propstei auf den Wäldern Flossing und Eslerwald genannt. Die Propstei besitzt keine eigene Gerichtsbarkeit, da diese dem bayerischen Pflegegericht Mörmoosen untersteht.

Letzte Ritterschlacht und Dreißigjähriger Krieg
Marksteine im Zeitraum vom 14. bis zum 16. Jahrhundert sind zum einen das Jahr 1302, in dem Chunrat der Auer als erster namentlich bekannter bayerischer Landrichter in Mörmoosen erwähnt wird und die Schlacht bei Mühldorf im Jahr 1322, die letzte Ritterschlacht ohne Feuerwaffen.

Bedeutsam für das Gebiet sind im 17. und 18. Jahrhundert das Jahr 1610, in dem das Kollegiatstift Mühldorf eingliedert wird, und das Jahr 1630, in dem die Grenzen des Eiglwaldes beschrieben und der Brunnen im Tal bei Bayer, auch als Gasteigerbrunnen bekannt, erwähnt werden. Ein einschneidendes Ereignis folgt 1634, als sich die Bauern während des Dreißigjährigen Krieges im Eiglwald verschanzen. Im Jahr 1760 wird die Bruderschaft „Maria vom Guten Rat“ gegründet: Das Bruderschaftsbild ist eine Nachbildung der Darstellung „Maria Hilf“ aus dem Augustinerkloster Genazzano bei Rom. 1770 werden viele Feiertage abgeschafft.

Für das 19. Jahrhundert erwähnenswert ist die Einführung der allgmeinen Schulpflicht in Bayern am 23. Dezember 1802 und die Säkularisation 1803, bei der Klöster aufgehoben werden, deren Besitz dem Staat zufällt, Weltgeistliche verbeamtet werden und die Kirchensteuer eingeführt wird. Im Jahr 1806 wird Bayern zum Königreich mit Hilfe von Napoleon Bonaparte. Nach der Schlacht von Neumarkt-St. Veit am 24. April 1809 werden im Dorf französische Soldaten einquartiert. 1813 ziehen rund 33.000 Bayern mit Napoleon gen Russland.

Gemeinde Oberneukirchen
Die heutige Gemeinde Oberneukirchen entsteht im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern mit dem Gemeindeedikt von 1818. In den Jahren 1818 bis 1825 erfolgt die Privatisierung des Eiglwaldes. 1819 verzeichnet das neue Hausnummernverzeichnis 133 Höfe, Häuser und Kirchen in Oberneukirchen. 1823 entstehen Vermessungslinien und Oberneukirchen wird zur Expositur von Flossing.

Für 1830 wird das Versiegen des Bächleins von Maisenberg bis Wiesenbinder dokumentiert, wobei die Abholzung der Hänge als Ursache genannt wird. In den Jahren 1830 bis 1850 findet die Ablösung der Grundherrschaft durch Zahlung von 50 bis 300 Gulden statt. Oberneukirchen erhält am 10. November 1898 eine Postagentur, zwischen Miesmühle und Mühldorf wird eine Pferdepostlinie eingerichtet.

Weltkriege und Infrastrukturausbau
Während die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt ist von technologischen, politischen und sozialen Veränderungen, die das Leben und die Gemeinschaft in Oberneukirchen nachhaltig beeinflussen, bringt die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zahlreiche infrastrukturelle Veränderungen.
Im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 zählt Oberneukirchen 45 Gefallene und Vermisste. 1923 erreicht die Inflation ihren Höhepunkt, 1931 wird die lateinische Schrift in den Schulen als deutsche Normalschrift eingeführt. Während des Zweiten Weltkriegs von 1939 bis 1945 verzeichnet Oberneukirchen 74 Gefallene und Vermisste. 1946 nimmt die Gemeinde Heimatvertriebene aus dem Sudetenland auf, Franz Halmbacher ist 1953 der letzte bekannte Heimkehrer aus russischer Gefangenschaft.

In den Jahren von 1951 bis 1967 werden Straßen ausgebaut und geteert. Die Zeit ab 1955 sieht die Abwanderung von Heimatvertriebenen an Orte mit besseren Arbeitsmöglichkeiten. 1956/1957 wird die Polizeistation Oberneukirchen zugunsten der Großraumstation Mühldorf aufgelöst. 1958 erfolgt die Umstellung der Telefone auf automatischen Selbstwählferndienst. 1959 wird eine Bohrung nach Erdöl bei Kleinreit am Eiglwald bis zu 3000 Meter Tiefe ohne Erfolg beendet.

In den 1970er-Jahren werden die Infrastruktur weiter ausgebaut – darunter Verkehrswege, die zentrale Wasserversorgung der Taufkirchner Gruppe und die vollbiologische Kläranlage in Moos – sowie Altbauernhöfe abgebrochen und ins Bauernhofmuseum Glentleiten verlagert.

Ortsentwicklung kommunalpolitischer Schwerpunkt
Heute leben auf einer Gemeindefläche von 1959,68 ha knapp 900 Einwohner. Zur Kommunalwahl 2020 trat allein die Liste Freie Wähler/Wählergemeinschaft (FW/WG) an, die alle acht Sitze im Gemeinderat erhielt. Erste Bürgermeisterin ist seit 2017 Anna Meier, deren kommunalpolitischer Schwerpunkt die Ortsentwicklung der „liebenswerten Gemeinde“ ist, etwa Glasfaserausbau, Bodenschutz und Biodiversität, wozu sie erklärt: „Oberneukrichen ist eine kleine Gemeinde, die versucht, allen Anforderungen gerecht zu werden.“

Dr. Olaf Konstantin Krueger

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