Lass uns doch mal über Mut reden! Im Gespräch mit Stefan Deuschl -Werbung-
„Man fühlt sich gut und ist Mensch“ – Stefan Deuschl schätzt seine Arbeit in der Stiftung Attl. Foto: Birgit Schlinger/Stiftung Attl
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Lass uns doch mal über Mut reden! Im Gespräch mit Stefan Deuschl -Werbung-

Vor über 100 Jahren hat ein bayrischer Schriftsteller namens Erich Mühsam das politische Gedicht „Der Revoluzzer“ verfasst. Sein Text wurde vertont und im Laufe der Zeit von vielen Künstlern interpretiert. „Sich fügen, heißt lügen“, so betitelte 2012 eine Band ihr Album mit Texten Mühsams. Im Gespräch mit Stefan Deuschl, Leiter des Markts in der der Stftung Attl, bekommen die Zeilen für mich wieder einen aktuellen Bezug.

Der 33-jährige, der sich selbst augenzwinkernd als „Sozial Revoluzzer“ bezeichnet, ist seinen Vorstellungen von Wertschätzung und einem gesunden Miteinander mit Achtsamkeit begegnet und entschied sich für einen interessanten Spurenwechsel.

Nina Bufalino im Interview mit Stefan Deuschl, Mitarbeiter der Stiftung Attl.

Du bist Leiter des zur Stiftung Attl gehörenden Attler Markt. Diese Position, eingebunden in die Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung, ist sicher nicht mit einer klassisch kaufmännischen Position in einem Industrieunternehmen zu vergleichen. Mich interessiert, wie Du aufgewachsen bist, welche Faktoren für Dich bei der Berufswahl eine Rolle gespielt haben und natürlich, wie Dich Dein Weg hier in die Stiftung geführt hat?
Mein Weg hierher war spannend und ich fange mal bei meiner in Kindheit im oberbayrischen Haag an. Als eines von vier Kindern wuchs ich in der Landwirtschaft auf und habe schon früh auf dem Hof mitgearbeitet. Mehr Freude als an der landwirtschaftlichen Technik hatte ich beim Kochen mit meiner Mutter. Mein Vater hatte zusätzlich zur Arbeit auf dem Hof eine Stelle angenommen und langfristig bot sich in der Landwirtschaft der Eltern keine berufliche Option für mich. Ich entschied mich sehr pragmatisch für eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, zeigte buchhalterisches Verständnis und schloss erfolgreich ab. Das Unternehmen übernahm mich und ich bildete mich berufsbegleitend als Handelsfachwirt und Betriebswirt fort.

Das klingt aber ganz schön zielstrebig. Hat Dich die Arbeit in der Branche so begeistert?
Es war weniger die Branche, die mich begeisterte, sondern mein Interesse am Consulting Bereich der Firma. Ich wurde als KVP-Trainer, verantwortlich für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess der Produkt-, Prozess- und Servicequalität, eingesetzt.

Du warst knapp 30 Jahre alt und in diesem Unternehmen sehr erfolgreich. Was hat Dich zum Ausstieg aus der Firma bewegt?
Ich sah in meiner Arbeit keinen Raum, meine Visionen umzusetzen. Die Strategie des Managements ließ sich nicht mit meinem sozialen Denken vereinbaren und ich wollte nicht unterstützen, was mich nicht überzeugt. Der soziale Revoluzzer in mir meldete sich unüberhörbar. Ich musste aus dieser Situation heraus, mir war egal, was andere dachten und Geld war mir auch nicht so wichtig. Eine vierwöchige Ausbildung zum Yogalehrer und der damit verbundene straffe Zeitplan dienten der Selbstfindung. Zeitgleich erzählte mir meine Partnerin Sabrina, dass wir Eltern werden. Das hatten wir uns gewünscht und so machte für mich in diesem Moment auch alles Sinn. Nach drei Monaten Auszeit begab ich mich auf die Jobsuche.

Wusstest Du, in welche Richtung es gehen sollte?
Die Arbeit am Menschen, Stimmungen wahrzunehmen, entsprechend zu handeln, das konnte und mochte ich. Ich bewarb mich um eine Stelle, als Mitarbeiter einer Intensiv-Wohngruppe in der Stiftung Attl. Zu den Bewohnern zählten Menschen mit Autismus, sie hatten Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen, waren verschieden, was ihre Symptomatik angeht. Diese Menschen sind auf ritualisiertes Verhalten angewiesen, sie leiden unter Veränderungen. Wenn sie nicht entsprechend betreut werden, drohen auch Probleme mit Gewalt.

Fühltest Du Dich dieser Extremsituation gewachsen?
Absolut! Vieles hatte ich in der Theorie bereits gelernt. Ich konnte mich in die Menschen einfühlen und dennoch Autorität ausstrahlen. Es war mein Kerngebiet und ich konnte endlich glücklich das tun, was sich richtig anfühlte und getan werden sollte.

Was mochtest Du an der Einrichtung und wie entwickelt sich Deine Laufbahn dort?
Die Stiftung Attl gibt den Menschen Zeit – den Bewohnern und auch den Mitarbeitern. Man muss die Einstellung mitbringen, Dinge auch verändern zu wollen. Als die Stelle des Verkaufsleiters im Attler Markt besetzt werden sollte, sah ich hier eine Menge Potenzial, meine Fähigkeiten im Verkaufsgeschehen gut einzubringen und mein Potenzial voll auszuschöpfen. Die Position ist eine interessante Schnittstelle zwischen dem Verkauf und der Gärtnerei. Hier ist betriebswirtschaftliche Planung gefragt und man hat die Ausrichtung der Stiftung genau im Auge und achtet darauf, die Kosten der Gärtnerei durch den Markt zu refinanzieren und im Sinne die Stiftung unternehmerisch zu kalkulieren. Gerade in den vergangenen Monaten war die Gärtnerei ein tragender Pfeiler. Wir sind ein gutes Team und ich habe Freude daran, mich in die Thematik hineinzudenken. Attl ist für mich die Zukunftsform eines gesunden Unternehmens.

Das sind sehr lobende Worte für die Stiftung!
Ich mag es von meinem Naturell her eigentlich gar nicht, etwas zu verkaufen. Aber hier macht es Spaß, Werbung zu machen, denn hier dient es den Menschen. Man arbeite in der Stiftung Attl für etwas Höheres, es ist der Geist, um den es geht.

Dein Spurenwechsel war also die richtige Entscheidung, oder?
Weißt Du, mein Onkel hat mir mal gesagt, dass mein Schritt ja ganz schön mutig gewesen sei. Nun, es schaut mutiger aus, als es ist. Wenn man den Sinn erkennt, fällt es leicht, sich zu entscheiden.

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