Telekom forciert Ausbau des Mobilfunknetzes: Kommunen sollen Funklöcher „jagen“
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Telekom forciert Ausbau des Mobilfunknetzes: Kommunen sollen Funklöcher „jagen“

Berlin – Die Deutsche Telekom will im Rahmen ihrer Aktion „Wir jagen Funklöcher“ 50 Lücken im Mobilfunknetz schließen, die wegen marktwirtschaftlicher und funktechnischer Erwägungen bislang offen geblieben sind. Die Initiative zum Lückenschluss soll hierbei von den Kommunen, der Politik, der Bürgerschaft oder lokalen Unternehmen ausgehen. Teilnehmen kann jede Kommune, die auf ihrem Gebiet keinen LTE-Empfang hat, deren Gemeinde- oder Stadtrat sich für die Aktion bewirbt und die eine freie Fläche mit Stromversorgung zur ortsüblichen Miete als Maststandort zur Verfügung stellt. Die Telekom will den Standort dann auf eigene Kosten betreiben und eine zukunftsfähige Mobilfunk-Versorgung sicherstellen. Leistungsfähige, flächendeckende Netzinfrastrukturen sind die Voraussetzung für die „Gigabit-Gesellschaft“, jener hochvernetzten Gesellschaft, die von Informations- und Kommunikationstechnologien durchdrungen ist, und Ziel sowohl der Bundesregierung als auch der Bayerischen Staatsregierung.

Der erste Knoten des „Arpanet“, Vorläufer des Internets, hat vor nunmehr 50 Jahren, am 30. August 1969, seinen Betrieb aufgenommen. Im vergangenen Jahr war nach Zahlen der „International Telecommunications Union (ITU)“ erstmals mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung online: Rund 3,9 Milliarden Menschen nutzten 2018 das Internet. Bereits ein flüchtiger Blick auf die Auswirkungen der Digitalisierung im hochindustrialisierten Deutschland offenbart die Breite der tiefgreifenden Umbrüche.

Beispiel Industrie 4.0: Digitale Leittechnologien wie Algorithmik, Künstliche Intelligenz, Sensorik, Robotik, 3D-Druck sowie Video- und Augmented-Reality-Streams verändern Arbeitsweisen, Produktion und Geschäftsmodelle. So konstatieren in einer repräsentativen Befragung von „Bitkom Research“ im Auftrag des Digitalverbands Bitkom zwei Drittel (65 Prozent) jener Industrieunternehmen, die digitale Anwendungen nutzen oder planen, einen starken Einfluss neuer Technologien auf ihr Geschäftsmodell. In fast jedem zweiten Unternehmen (46 Prozent) werden völlig neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt oder geplant. 22 Prozent verändern bestehende Produkte oder haben dies vor. Jedes fünfte Unternehmen (20 Prozent) nimmt nicht mehr benötigte Produkte und Dienstleistungen vom Markt. In diesem Zusammenhang ist laut Bitkom für jedes zweite Industrieunternehmen ab 50 Mitarbeitern (49 Prozent) die künftige Verfügbarkeit des Mobilfunkstandards 5G wichtig, bei Großkonzernen ab 2.000 Mitarbeitern sogar für zwei Drittel (66 Prozent). Die Beschäftigten in den Industriebranchen der „Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE)“ zeigen wiederum in einer aktuellen Befragung im Auftrag der „Stiftung Arbeit und Umwelt der IG Bergbau, Chemie und Energie“ hohe Bereitschaft und Zuversicht, die digitale Transformation bewältigen zu können. Zentrale Herausforderung sei jedoch, die positive Grundeinstellung und Zuversicht der Beschäftigten zu nutzen und den teilweise steigenden Anforderungen zu begegnen.

Beispiel Verkehrsinfrastruktur: Intelligente und vernetzten Fahrzeuge, Ampelphasen- und verkehrsoptimierte Fahrplanung, teleoperiertes Fahren sowie Autonomous Parking verändern die ländliche und städtische Mobilität. Voraussetzungen sind die Aufrüstung der physischen Infrastruktur mit Digitaltechnik und die Bereitstellung bedarfsgerechter Bandbreite entlang der Verkehrswege. Keine Fiktion mehr: Flugtaxen. Einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Bitkom zufolge geht jeder zweite Bundesbürger (49 Prozent) davon aus, dass der Transport in autonom fliegenden Taxen alltäglich werden wird.

Beispiel Agrarwirtschaft: Digitale Technologien fördern Nachhaltigkeit und Transparenz in der Landwirtschaft. Ob Pflanzenproduktion, Tierhaltung oder Züchtungsforschung – laut einer repräsentativen Umfrage der Rentenbank im dritten Quartal 2018 erachteten 80 Prozent der befragten Landwirte „Digital Farming“ als sinnvoll oder sehr sinnvoll. „Landmaschinen, die miteinander kommunizieren und Daten abgleichen, der Einsatz von Drohnen, digitale Halsbänder für Kühe, die deren Gesundheitszustand überwachen, oder präzise Düngung durch zentimetergenau satellitengesteuerte Traktoren sind heute schon Realität“, erklärte erst Anfang Mai Julia Klöckner (CDU), Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, bei der Eröffnung der „Digital Farming Conference (DFC)“ in Berlin. „Diese digitalen Lösungen helfen, Tierwohl zu mehren, Erträge und Ernten zu sichern sowie gleichzeitig ressourcenschonender zu produzieren“, sagte Klöckner.

Beispiel Ernährungsindustrie: Cloud Computing, Big Data, Blockchain und Roboter halten Einzug in die Lebensmittelunternehmen. So prognostizieren laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Bitkom und der „Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE)“ zwei Drittel der Lebensmittelunternehmen (68 Prozent) dank Big Data oder Blockchain die völlige Rückverfolgbarkeit ihrer Waren bis zum Ursprung. Ebenfalls zwei Drittel (65 Prozent) sehen als verbreitetes Szenario im Jahr 2030 Lebensmittel in der Losgröße 1. Fast jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) meint zudem, Verbraucher werden die Haltbarkeit der Lebensmittel anhand intelligenter Verpackungen überprüfen können. Eine Digitalstrategie verfolgen bereits sechs von zehn Lebensmittelunternehmen (60 Prozent), digitale Lösungen nutzen zwei von drei Unternehmen (66 Prozent), jedes Vierte (25 Prozent) plant deren Einsatz, weitere fünf Prozent diskutieren ihn: Dabei sind Cloud Computing im Einsatz (47 Prozent) oder in Planung (15 Prozent), Roboter (Einsatz: 38 Prozent, Planung: 27 Prozent) und Big Data (Einsatz: 22 Prozent, Planung: 13 Prozent).

Beispiel E-Government: Die Digitalisierung öffentlicher Verwaltungen optimiert Arbeitsprozesse, senkt Kosten für Kommunikation, Koordination und Kooperation, ermöglicht schnelle Reaktionen sowie transparente Resultate. Einer Bitkom-Umfrage zufolge wünscht sich die große Mehrheit der Bundesbürger digitale Verwaltungsleistungen. So meint mehr als jeder Zweite (59 Prozent), dass die meisten Behördengänge problemlos online erledigt werden könnten. Zwei Drittel (68 Prozent) sagen, digitale Behördengänge sparten Zeit und für gut die Hälfte (56 Prozent) auch Geld. Die IHK für München und Oberbayern hat Mitte November 2017 konkrete Vorschläge für den Ausbau digitaler Verwaltungsleistungen unterbreitet, wozu gehören: die Volldigitalisierung aller mit Fahrzeugen verbundenen Vorgänge, die Standardisierung und Automatisierung von Statistik- und Berichtspflichten, die Beschleunigung von Baugenehmigungen, die Vereinfachung von Meldepflichten, die Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit von Online-Angeboten.

Beispiel E-Health: Telemedizin, HealthTech und Wearables verändern das Gesundheitswesen und versprechen Kosteneinsparungen und neue Therapiekonzepte. Nach dem bevorzugten Kommunikationsweg mit einem Arzt oder dessen Praxisteam von „Bitkom Research“ befragt, bevorzugen bereits 41 Prozent der Bundesbürger WhatsApp oder Chat. 39 Prozent möchten per SMS oder E-Mail an fällige Vorsorgeuntersuchungen erinnert werden, 27 Prozent der Befragten haben bereits von einem solchen Service profitiert.

Beispiel Lebenswelt: Digitale Technologien beeinflussen Verhaltensweisen, Kommunikation, Bedürfnisse und Lebensstile. Laut der Postbank Digitalstudie 2019 bewegen sich die sogenannten Digital Natives, also Personen von 18 bis 40 Jahren, 65 Stunden pro Woche im Internet, mithin neun Stunden täglich. 76 Prozent der Bundesbürger gehen bevorzugt mit einem Smartphone online, 58 Prozent surfen mit einem PC, 46 Prozent verwenden ein Tablet. 32 Prozent nutzen digitale Sprachassistenten. Bitkom hat zudem durch unterschiedliche Umfragen in diesem Jahr festgestellt: In Geschäften oder Shopping-Centern ist inzwischen für die Hälfte der Kunden (49 Prozent) WLAN ein „Must-have“. Zwei von fünf Internetnutzern (37 Prozent) haben letztes Jahr Filme und Serien über kostenpflichtige On-Demand-Portale wie Netflix, Amazon Prime Video, Sky Ticket oder Maxdome gestreamt. Im Urlaub wollen 69 Prozent der Reisenden gerne in einem smarten Hotel wohnen, das automatisch erkennt, wann das Reinigungspersonal tätig werden kann. Damit lange Wartezeiten an der Rezeption vermieden werden, würde jeder dritte Reisende (33 Prozent) auch einen Service-Roboter nutzen. Sechs von zehn Reisenden (60 Prozent) interessieren sich zudem für neuartige Erlebniswelten durch Augmented Reality. Und mehr als jeder Zweite (55 Prozent) würde gerne zuhause mit einer Virtual-Reality-Brille auf Reisen gehen.

Technische Infrastruktur für die „Gigabit-Gesellschaft“

Die sich ändernde Alltagsrealität der aufkommenden „Gigabit-Gesellschaft“ erfordert allerdings das flächendeckende Vorhandensein leistungsfähiger Netze, die den heterogenen Anforderungen durch unterschiedliche Netzzugangstechnologien gerecht werden. Hohe Verfügbarkeit von Breitbandzugängen und unterbrechungsfreie Versorgung benötigen im Grundsatz zum einen den Glasfaserausbau im Festnetz, zum andern die 5G-Standardisierung im Mobilfunknetz.
Die Bundesregierung Merkel IV hat sich daher die flächendeckende Verfügbarkeit von gigabitfähiger Infrastruktur bis Ende 2025 zum Ziel gesetzt. Der Schwerpunkt liegt hier im privatwirtschaftlichen Glasfaserausbau. Regionen, in denen kein marktwirtschaftlicher Ausbau gelungen ist, erhalten Bundesmittel in bedarfsgerechter Höhe. Allerdings hat die Bundesregierung erst Mitte Juni auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion bestätigt, dass bereits das Breitbandziel der vergangenen Legislaturperiode verfehlt worden ist: Bis Ende 2018 sollten alle bundesdeutschen Haushalte Zugang zum schnellen Internet mit einer Geschwindigkeit von mindestens 50 Mbit/s haben – tatsächlich waren es rund 88 Prozent.

Füracker: „Wir fördern Glasfaserausbau!“

Der Freistaat Bayern gewährt seinerseits gemäß der seit Juli 2014 geltenden Breitbandrichtlinie (BbR) Zuwendungen zum Aufbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen mit Übertragungsraten von mindestens 50 Mbit/s im Downstream. Ende Juli resümierte Albert Füracker (CSU), bayerischer Staatsminister der Finanzen und für Heimat, bei Außerkrafttreten der Maßnahme zum Jahresende verfügten 99 Prozent der Haushalte im Flächenland über schnelles Internet. An dem Förderprogramm beteiligten sich 2.018 von 2.056 Kommunen. 1.780 Kommunen hätten in über 2.760 Förderbescheiden über 1,022 Milliarden Euro an Fördermitteln erhalten.

Durch das Förderprogramm werden vorhandene Kupferleitungen durch Glasfaser ersetzt. Die Gemeinden entscheiden im Rahmen ihrer kommunalen Planungshoheit, in welchem Erschließungsgebiet dies geschieht. Ab September werden neben Glasfaseranschlüssen öffentlicher Schulen und Plankrankenhäuser auch Glasfaseranschlüsse für Rathäuser mit bis zu 20.000 Euro gefördert, bei Anschluss an das Bayerische Behördennetz sogar mit bis zu 50.000 Euro. Digitale Verwaltungsleistungen der Kommunen werden ab Oktober mit bis zu 20.000 Euro gefördert.

„Wir jagen Funklöcher“

Die Telekom will wiederum mit ihrer Aktion „Wir jagen Funklöcher“ 50 Löcher im Mobilfunknetz schließen. Das Telekommunikationsunternehmen baut im Jahr rund 2.000 Antennen-Standorte neu auf. Die Aktion ergänzt diesen Ausbau. Die Bewerbungsfrist läuft bis um 30. November 2019. Der Antennen-Standort soll in den ausgewählten Kommunen bis Ende 2020 in Betrieb gehen. Eine Inbetriebnahme dauert in der Regel zwei Jahre. Mehr Information ist online abrufbar unter telekom.com/wirjagenfunkloecher.

Dr. Olaf Konstantin Krueger

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